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Kulturpreisträger Niederösterreich  2012


 NÖ Dokumentationszentrum
 23.11. - 06.12.2013

Vernissage: am Freitag, dem 23. November 2012, um 17:30 Uhr




Alois Mosbacher

Alois Mosbachers Bildwelt ist seit seinen Anfängen figurativ und der Bildraum ist immer „Natur“.
Die emotional - expressionistische Formensprache der frühen 80-er Jahre wird abgelöst durch eine sehr individuelle Bildkonzeption.
„Überraschenderweise ist die Kunst Mosbachers immer persönlich, radikal individualistisch, sogar anarchistisch, unbeschränkbar willkürlich, total souverän und manisch „ichbezogen" und gleichzeitig fast „neutral", fast indifferent, fast dinglich-objektiv. Im selben Moment ist er fähig, das Thema - als etwas Irrationales, als etwas Unerklärbares, als etwas Unberechenbares - in den Vordergrund zu stellen und dadurch seine Bedeutung zu absolutieren und trotzdem das Narrative als solches völlig zu relativieren, das „Erzählerische", welches das Bild mit dem Leben des Künstlers unmittelbar verbindet, - durch die par excellence „malerischen" Manipulationen - sogar zu vernichten. In dieser scheinbaren Ambivalenz, in dieser verborgenen Irrationalität lassen sich einige der wichtigsten und prägnantesten Momente der Kunst von Alois Mosbacher erfassen.“
(Zitat: Lóránd Hegyi, Katalog Alois Mosbacher, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 1997)
Die Themenfelder von Mosbachers Malereien gehen auf verschiedene Ressourcen zurück. Der Künstler besitzt ein grosses Fotoarchiv, welches aus selbst fotografierten Bildern, gefundenen Bildern und Internetbildern besteht. „Der Maler muss nichts mehr erfinden, er recherchiert im Fundus der Bilder, folgt wie die ‚Investigators‘ all den dort zwischengelagerten Spuren …“, beschreibt dies Annelie Pohlen. Auch wenn das Archiv eine wichtige Basis für die Arbeitsweise des Künstlers ist, bestimmen dennoch die ausgewählten Themen und Projekte als solche das jeweilige Ergebnis. Das Thema Wald wurde in den letzten Jahren in verschiedenen Werkprojekten umgesetzt. Mosbacher beschreibt seine Themenwahl in einem Interview mit Hans Ulrich Obrist wie folgt: „Die Sache mit dem Wald ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Es schwingt immer etwas Unheimliches mit. Wir kennen dieses Sujet von Grimms Märchen usw. Und der böse Wolf wird zum Beispiel mit einem rechtsradikalen Hintergrund zum ‚Unabomber‘, zu Theodor Kaczinsky in den Wäldern Montanas. Das ist dann eine negative Utopie. Der Wald eignet sich als Bühne für Aussenseiterrollen. Da gibt es einfach noch Plätze und Räume, wo man eine Parallelwelt oder eine Gegenwelt aufbauen kann. Innerhalb dieses ganzen Sujets von Wald war das auch immer da“ (Kat. Neue Galerie Graz).
Mosbacher entwickelt einen sehr methodisch scheinenden Diskurs über die Malerei. Die Sujets seiner Bilder erscheinen oft sehr banal und sind sprachlich - rational nicht wirklich erklärbar. Die Verständlichkeit liegt innerhalb des Bildes.
Das serielle Arbeiten an einem Sujet (Bienenschwarm, Sonnenblumen Hühner, Hunde, Schafe...) sind in erster Linie ein Ausloten der Malerei und ein Fragen um die Möglichkeiten des Bildes.
Mosbacher behauptet eine sehr eigenwillige, unverwechselbare Position in der Malerei.


Judith Saupper, 1975 in Feldkirch geboren, studierte Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In ihren Architekturobjekten und Fotoarbeiten isoliert sie Motive aus der Architektur, die sich zum Teil an Entwürfen der Moderne orientieren. Diese modelliert sie zu neuen Objekten mit utopischem, städtebaulichem Charakter. In ihren Arbeiten, die an der Schnittstelle von Malerei, Skulptur, Objekt und architektonischem Modell angesiedelt sind, formuliert die Künstlerin einen beeindruckenden interdisziplinären und medienübergreifenden Denkansatz. In ihren Objekten bezieht sich Judith Saupper stets auch auf bestehende Architekturen, doch liegt ihr nie daran, die Gebäude tatsächlich geographisch zu verorten, vielmehr sind sie ein „Spiel mit Scheinarchitektur und Illusion“ (Judith Saupper). Ihre Objekte sind jedoch stets aus einer kritischen Distanz heraus entwickelt und sind eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und sozialen Gegebenheiten. Die Verkleinerung der Wirklichkeit ermöglicht nicht nur eine andere räumliche Erfahrung von Architektur sondern auch eine ironisch - kritische Lesbarkeit. Mittels narrativer Details und mit großer Sensibilität entwirft die Künstlerin ihre Arbeiten , die eine Vielzahl von Assoziationen, subjektiven Emotionen wie eine kritische Hinterfragung urbaner Entwicklungen zusammenzufassen. Vielfach ermöglichen die Objekte auch Einsichten in private Räume, deren Protagonisten Spuren hinterlassen haben, jedoch stets abwesend sind. Das Teilhaben an anderen Identitäten wird dabei zuweilen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung. In vielen Objekten, Zeichnungen und Fotoarbeiten wird der utopische Charakter der Architektur stärker herausgearbeitet und thematisiert das Anwachsen der Satellitenstädte und ihre Ausdehnung in die Naturlandschaften rund um die Großstädte. Isoliert aus dem urbanen Zusammenhang wirken die Hochhäuser seltsam deplatziert und wie Eindringlinge aus einer anderen Welt. Auf die Häuser folgen Straßenzüge und Autobahnen, die zusätzlich die Landschaften zerstören und verändern. Die oft auf Stelzen platzierte Architektur steht für die Künstlerin für den Drang ihrer Bewohner nach Freiheit und Individualität. Um sich von der Masse der anderen Häuser abzuheben werden buchstäblich „Schlösser in die Luft gebaut“. Doch selbst dort wo, wie in der Fotoserie „Vororte“, die Häuser einen singulären Stil verkörpern und man vermeintlich meint, nun einen besonderen Platz im urbanen Raum ergattert zu haben, und ein Haus bewoht, das sich von jenen der Masse abhebt, funktioniert diese Schweinwelt nicht. Denn auf den Nachbargrundstücken wird in naher Zukunf wohl ebenfalls gebaut und eine neue Siedlung an dicht an dicht gesetzten Häusern entsteht. Auch hier sind Sauppers Häuserutopien sensible Beobachtungen gesellschaftliche Tendenzen und Grundängste: wie vor dem Verlorensein in der Anonymität der Großstadt, aber auch für das Bedürfnis nach Sicherheit und der Angst vor dem Anderen, dem Fremden und dem Verlust der eigenen Individualität der man mit einer singulären Architektur entgegentreten möchte. In ihren großformatigen Collagen auf Drachenfolie zeigt die Künstlerin einen Überblick über größere Landschaftsteile um einen größeren Zusammenhang darzustellen – ein Blickwinkel auf die menschenleere Architektur, der dem Einzelnen normalerweise verwehrt bleibt. (Silvie Aigner)


Katrin Horneks Arbeit beschäftigt sich mich Loops. Sie folgt Material- und Informationsströmen, auf ihrem Weg von der Welt in ihre Arbeit und wieder zurück. In raumgreifenden Installationen entwirft sie eine Architektur der Mobilität, da für Hornek Räume nicht durch Wände, sondern durch eingeschriebene Ordnungssysteme definiert werden. Das macht Architektur politisch – als Materialisierung unscharfer Strukturen und zugleich als Möglichkeitsraum potentieller Umbauarbeiten. Orte werden als Interface erfasst und im Prozess des Verbindends, Rekombinierens und Trennens von spezifischen Kontexten und globalen Kräften entlarvt.

Ausgangspunkt für viele Arbeiten ist ein ortspezifischer Anspruch, dessen Bedingungen durch Reisen und Artist-in-Residencies immer wieder neu zu verhandeln sind. Dabei wird der Kontrast zwischen den Eigenheiten des Ortes und der Austauschbarkeit des Galerieraumes, des White Cubes beleuchtet. Was passiert auf dem Weg zwischen einem realen Ort, der mitgereisten Geschichte und dem Ausstellungsraum? Wo beginnt der „Westen“? Ist zeitgenössische Kunst so mobil wie ihre KünstlerInnen?

In den letzen Jahren lag Horneks inhaltliches Interesse in der Symbolsprache (vormals) nomadisierender Lebensformen - die sich im kapitalistischen Fortschreiten sesshaft machen und zu globalisierten Projektionsflächen transformieren. Damit einhergehend werden konkurrierende Naturbegriffe beleuchtet und in einer Bewegung zwischen Nationalparks, Gärten und „green screen“-Fernsehstudios von Australien über die Mongolei nach Kanada nachgezeichnet.

Die Künstlerin offeriert keine Erklärungsmodelle, sondern begreift ihre Kunst als fraktalen Raum, als Brennglas für die Vielheit möglicher Relationen, Orte und Zeiten.
In den so entstandenen Arbeitsräumen werden Inhaltlichkeiten zwischen Wissenschaft und Poesie vermengt und somit vielleicht kurze Momente von Autonomie und Freiheit eröffnet.


BERTRAM HASENAUER

*1970 Saalfelden, LEBT UND ARBEITET IN BERLIN
Die Figuren in Bertram Hasenauers filigranen Malerein und Buntstiftzeichnungen wenden sich vom Betrachter ab oder verschließen sich, indem sie in ihren Gesten erstarren. Die Porträtierten wahren zu jeder Zeit die Distanz: Meist fixieren sie mit ihrem intensiven Blick den Betrachter, doch gleichzeitig scheinen sie in weiter Ferne in ihren Gedanken versunken zu sein. Sie vermitteln eine Isoliertheit, in der sie zeitlos sind. Die markanten Gesichtszüge zeigen Individuen, die sich ständig auf der Kippe befinden zwischen entpersonifizierten Gestalten und in sich geschlossenen, selbstbewußten Persönlichkeiten. Durch die Darstellung in ihrer starken Flächigkeit werden die Figuren stilisiert und bisweilen ist zwischen Antlitz und Maske kaum zu unterscheiden, doch bricht der ausdrucksvolle Blick oder das anscheinend sich selbst genügen in der Abwendung vom Zuschauer mit dieser Wahrnehmung. Wie in einer Erinnerung oder in einem Traum erscheinen die zurückgezogenen Gestalten; Wie auch die Porträts, so vermitteln die Zeichnungen von strukturhaften Landschaften und assoziativen Schriftzügen eine Idee von einer zeitlosen Sphäre, in der man sich verlieren kann. Noch stärker wird hier auf narrrative Elemente verzichtet, somit stehen die Werke auch untereinander in keinerlei Handlungszusammenhang. In der Differenz zur Realität zeigen sich die Individuen in ihrer Isolation. Erblickt vom Betrachter, der in ihr fernes Universum einsteigt, verweisen sie auf eine melancholische Tiefe.


Cova Marcías – Ausstellungs- und Partizipationsprojekt für Schüler in Krems und Umgebung

Kurzbiografie:
Cova Macías (*1976 in Oviedo, Spanien) lebt und arbeitet in Madrid und Oviedo. Sie studierte künstlerische Fotografie an der Kunsthochschule von Oviedo. Während der letzten Jahre nahm sie an Ausstellungen und Videoprojekten verschiedener internationaler Museen und Kunstzentren teil, wie z. B. dem Palais de Tokyo in Paris, dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid, im Frankfurter Kunstverein, der Modern Art Oxford’s Lower Gallery oder im Rahmen einer Wanderausstellung des Instituto Cervantes u.a. in Damaskus, Syrien. Cova Marcías Arbeit Parallel Stories 2012, die im Dokumentationszentrum in St. Pölten im Rahmen der Ausstellung der Preisträger des Landes Niederösterreich zu sehen sein wird, war von Februar bis Mai 2012 bei INTERMEDIÆ, einem eigens für partizipatorische Projekte konzipierten, institutionellem Ort in Madrid, ausgestellt.

In ihren gleichsam sachlichen, wie berührenden Videoarbeiten setzt sich die spanische Künstlerin Cova Macías mit der Identitätsbildung von Jugendlichen und SchülerInnen in Kontext von Jugendkultur auseinander. Im Laufe des letzten Jahrzehnts sind so eine Reihe hochsensibler und intimer Portraits junger Menschen an der Schwelle des Erwachsenwerdens, in einer Lebensphase die wie keine andere von Unsicherheiten und Konflikten geprägt ist, entstanden. Ausgehend von bestimmten Themenfeldern, die Macías vorgibt, berichten die jugendlichen ProtagonistInnen frei über ihre alltäglichen Erfahrungen, ihr persönliches Umfeld, die familiäre Situation, ihre Wünsche und Träume. Weit über die oft überraschenden Gesprächsaufnahmen hinaus, gelingt es der Künstlerin in ihrer partizipatorischen Zusammenarbeit mit Jugendlichen eine nicht-hierarchische, dialogische Anordnung herzustellen, eine Bühne zu schaffen, in der sich diese sowohl sprachlich als auch in ihrer Mimik und Gestik völlig frei und natürlich artikulieren. In einem scheinbar vertrauten Gegenüber mit der Kamera geben sie, jeweils in der ihnen eigenen Ausdrucksform bewegende Einblicke in ihren Alltag, ihre Perspektiven und ihr soziales Umfeld. Bemerkenswert ist wie sehr die Künstlerin sich selbst hinter die Kamera zurückzieht und in der Rolle der Regisseurin ihren ProtagonistInnen und KollaborateurInnen das Feld überlässt. Covas Werk ist exemplarisch für eine partizipatorische, künstlerische Praxis an der Schnittstelle zur Gesellschaft, die einen edukativen Anspruch an das Betriebssystem Kunst stellt.

Im Niederösterreichischen Dokumentationszentrum in St. Pölten wird Cova Marcías die aktuelle Videoarbeit Las Historias Paralelas (Parallel Histories), 2012 zeigen. Augenscheinlicher noch als in früheren Arbeiten bietet Cova den ProtagonistInnen hier eine Bühne, die ihnen im wahrsten Sinn des Wortes ermöglicht Raum einzunehmen um sich nach ihren Vorstellungen und (kreativen) Potenzialen zu präsentieren. Eindrucksvoll beginnt das Video beispielsweise mit einem jungen Mann der in dem völlig leeren Raum mit hellem Fußboden und einer schwarz gestrichenen - mit Neonröhren beleuchteten - Wand, frontal zum Betrachter bzw. der Kamera einen kraftvoll-tänzerischen Kickboxkampf gegen einen unsichtbaren Gegner bis zur Erschöpfung zu Ende führt. In der letzten Kameraeinstellung sieht man ihn, wie er aufrecht und selbstbewusst den Blick direkt in die Kamera richtet.

Im Rahmen eines Stipendienaufenthalts von AIR — ARTIST IN RESIDENCE Krems (ab 4. November 2012 bis Weihnachten) plant Cova Marcías in Zusammenarbeit mit PädagogInnen als Mediatoren und Jugendlichen/SchülerInnen aus Krems und Umgebung im Alter von ca. 15 – 17 Jahren, ein audiovisuelles Projekt mit dem Titel The Importance of Elsewhere. Covas kollaborative Projekte mit Jugendlichen ProtagonistInnen untersuchen das in diesem Alter so zentrale wie ambivalente Thema der Identitätsfindung und beleuchtet deren Selbstbild und deren Verankerung in der sie umgebenden und prägenden Realität. The Importance of Elsewhere soll in einem Kurzfilm resultieren, der zusammengesetzt aus fraktalen Szenen - ohne einer linearen Narration zu folgen - an der Grenze von Traum und Wirklichkeit mäandert und so auch formal die Verletzlichkeit die diese Lebensphase prägt, verbildlicht.