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Frühling [´fry:ling], der : weiblich

 

 MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART VIENNA
 05.05. - 07.07.2018


Vernissage: 5. Mai 2018, 12 - 16 Uhr



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Irina Ojovan "Thought N3", 2014, Oil on canvas, 60x50 cm


Die Künstlerinnen Darina Kmetova, Anselma Murswiek, Irina Ojovan, Ulla Rauter, Anneliese Schrenk, Catalina Swinburn Kufferath, Anastasiya Yarovenko und das Kollektiv LAb[au] eröffnen den Besuchern von Mario Mauroner Contemporary Art eine Ausstellung, deren künstlerische Bandbreite von der Ruhe eines Frühlingsmorgens bis hin zu der Wucht eines Maigewitters reicht.

Thematisch über den Frühling hinausgehend eruiert die Ausstellung auf unterschiedlichste Art und Herangehensweise die Position der Künstlerin und rüttelt so erneut am Kunstverständnis und seinen systematischen Verstrickungen. Der Titel deutet syntaktisch bereits an, was in der Kunst- und Kulturgeschichte unumstößlich ist: die Dominanz des Männlichen.

Trotz der weiblichen Konnotation die dem Wort Frühling seit je anhaftet, ist ER in der Deutschen Sprache grammatikalisch männlich, etymologisch jedoch ist der mittelhochdeutsche Begriff vrüeje - früh - dem Wort vruowe, heute Frau, viel näher.
Während sich im 15. Jahrhundert der Begriff Frühling sprachgeschichtlich gegen seine althochdeutschen Vorausgeher glenz oder lenz durchsetzte, war ihm lange ein unedler oder nicht literarisch wertvoller Beigeschmack anhaftend.

Wider einer überwiegenden Mehrheit von Sprachfamilien, wo der Frühling im Genus weiblich ist, ist dieser historisch, sprachlich und visuell ein Thema, welches stets aus einem männlichen Blick beschrieben und bebildert wurde.
So stehen die gezeigten Positionen zum einen für sich in ihrer Unterschiedlichkeit und ihrem Zugang zur Kunst autonom, zum anderen trotzen sie aber auch als Einheit gemeinsam der männlichen Geschichtsschreibung und ihrer Kanonisierung.

Gerade auch die Wiener Secessionisten müssen aus diesem Blickwinkel begutachtet werden - dennoch aber beschwören sie den Frühling als heilig und damit auch einen Umbruch, an jenen sie visionär glaubten sowie es „FRÜH:LING [fry:ling], der: weiblich“ tut.

Diesem Sinne folgend, postuliert die Ausstellung erneut den Frühling als treibende Kraft und als eine impulsgebende Zeit, um damit die Kunst und ihre systemischen Verzweigungen zu kritisieren, zu verändern und herauszufordern. Die ausgewählten Position zeigen dies auf eine spannende Weise von innen heraus, und laden zu einer neuerlichen Auseinandersetzung ein.

So stehen die sieben Künstlerinnen und LAb[au] mit ihren Werken für Aufbruch und Neubeginn und im Zeichen des weiblichen Frühlings sind sie darüberhinaus Ausdruck von Mut zur Sichtbarkeit und Glaube an Veränderung - in einer (noch) männlich dominierten Kunstwelt.

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Anneliese Schrenk
Berlin (Links), 2017
Leather, metal
248x140x15 cm

Catalina Swinburn
Fedora, 2018
Woven paper, Fedora opera
130x160 cm

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LAb[au], origamiPenta, 2017
Aluminium, MDF, paint, coated tissue, servo motors, custom tailored electronics, software
120x150 cm

Darina Kmetova
Faltung, 2018
Pigment ink, pastels on paper
500x90 cm

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Anastasiya Yarovenko
60 Gallons, 2017
Inflatable cylinders, print on mylar, vinyl
74x53 cm

Ulla Rauter
Centrepin Sound Matrix, 2018
49 compass needles, plexi-glass, electric spools, electronic controller in a plexiglass cube, 120x60 cm

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Anselma Murswiek
Der unendliche Garten, 2017/2018
Oil on canvas, 300x240 cm