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Naia del Castillo

Selected Works
Verführung


 MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART
Wien
 06.03. - 02.05.2009

 

Vernissage: am Donnerstag, den 05. März 2009, um 17:00 Uhr



Naia Del CASTILLO folgt einem sehr sorgfältigen, aufwendigen Schöpfungsakt: „Ich fühle ein Bild. Ich beginne am Faden zu ziehen und der Knäuel beginnt sich zu entwirren und die Arbeit beginnt Form anzunehmen. Ein anderes Mal ist die Idee sehr klar und genau definiert ... Es ist immer schwierig zu vereinfachen und eine Aussage zu vermitteln, wie als ob sie in der Luft liegt, freiliegend, elastisch – nicht starr.“

Das Thema der Ausstellung von Naia del CASTILLO, einer jungen 1975 in Spanien geborenen Künstlerin, ist Verführung und ihre unwiderstehliche Macht. „Eritis sicut dei“- Ihr werdet sein wie Gott- war der Spruch, mit dem die Schlange Adam und Eva verführen konnte vom Baum der Erkenntnis zu essen. In ihrem gleichnamigen Werk, welches 2007 bereits im Prado zu sehen war, lässt die Künstlerin das Gold des schnöden Mammon, mit dem in schwarze Gaze verhüllen weiblichen Körper in Dialog treten. Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, zu sehen auf einem goldenen Medaillon, entstammt einem Gemälde des herausragenden Frührenaissancemeisters Fra Angelico. In seinem von der Künstlerin zitierten Werk sehen wir direkt neben der Verbannungsszene die Jungfrau Maria und den Erzengel Gabriel; bei Naia del CASTILLO füllt eine zarte, durch den feinen Stoff schimmernde, junge Brust diesen Platz aus. Aus dem Glauben an die göttliche Erlösung wird der Glaube an den immerwährenden Kreislauf von verführen und verführt werden, der dem Lauf der Welt seine Richtung und Berechtigung gibt. Das ewig Weibliche wird hier als Synonym für die erlösende Kraft in der Welt gefeiert. Wer ließe sich nicht lieber von der nährenden Brust einer schönen Frau, als von einem leidenden Mann am Kreuze erretten?

Verspielt und intelligent zu gleich variiert Naia del CASTILLO das Thema in ihrer Werkreihe „Verführung“. Inspiriert von der Formensprache des Barock zeigt uns die Künstlerin wie die Macht der Liebe den Menschen in Obsessionen verfallen lassen kann, die – für den Unbeteiligten - zuweilen nicht nachvollziehbar und fremd anmutet.

In ihrer Installation „The Bed“ lässt uns Naia del CASTILLO daran denken, dass das Spiel der Verführung zwischen Freude und Leid immerwährend oszilliert. Völlig neuartig nimmt sie das Thema des Momento Mori auf: eine sinnliche Frau, Leben und Lust verkörpernd, ist auf goldenen Schädeln samten gebettet.

An die Fragilität dessen, was die Welt im innersten Zusammenhält erinnert das aus 137 Teilen bestehende Kartenhaus „Cópulas“. Es ist ein Gefüge, das leicht von den Stürmen der Leidenschaften zerstört werden kann.

Naia del CASTILLO lässt sich von der Kunst vergangener Epochen inspirieren und hält diesem Diskurs ihre ganz eigene Formensprache entgegen. Ihre Requisiten, die sie zumeist selbst herstellt, konfrontiert sie in ihren Fotografien direkt mit dem Körper des Menschen. In ihren Installationen treten die Objekte schließlich mit den Fotografien in einen fruchtbaren Dialog.

Der Stil von Naia del CASTILLO ist theatralisch und üppig aber zugleich auch zart und verspielt. Sie überschreitet in ihrer künstlerischen Tätigkeit die Grenzen der Fotografie und definiert sie in ihren Installationen neu. Ihre Themen von Intimität, Verführung, dem Spiel mit der Tradition und der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, deutet sie nie mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern immer verschmitzt und mit einem Augenzwinkern an.


Naia del Castillo, El Lecho (das Bett): 4/10.LUXACHROME. 91X100 CM. 2006