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Paolo Grassino „Dio non è qui“
Francesco Sena „Pochi di me“
Hubert Kostner „Passo Sella“



 MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART
 01.02. - 17.03.2007

 

Vernissage: am Donnerstag, den 1. Februar 2007, um 18.00 Uhr



 

Paolo Grassinos großformatige, vielschichtige Arbeiten präsentieren sich sowohl materiell als auch inhaltlicher voller Spannung und Gegensätze. Dazu tragen nicht nur die außergewöhnliche Palette an Industriematerialien wie PVC Schaum, Acryl und Aluminium, sondern vor allem die Transformation vitaler Sujets wie Tierfiguren, Menschen und des menschlichen Herzens in spannungsgeladene erstarrte Objekte und deren vielschichtigen Inhalte bei, die Grassino auf diese Art und Weise transportiert. Die Arbeit „Cardiaco“, ein gewaltiges Herz aus gewebtem PVC Schaum, stellt das Herzstück der Ausstellung dar. Die Dialektik zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen, Vitalität und Erstarrung und in Folge dessen differenzierter Wirklichkeitswahrnehmung wird in dieser Arbeit auf sehr pointierte Art und Weise verdeutlicht. Die mittels spezieller Webtechnik von PVC-Streifen generierte Oberfläche des Herzens verleiht dem Stück sowohl robusten Charakter als auch Fragilität: die Eigenschaften des Materials - Industrieschaum - deuten auf sehr starke Belastbarkeit hin, während die pixelartig strukturierte Oberfläche die Fragilität des Sujets - des menschlichen Herzens - nach außen trägt. Diese Ambivalenz der scheinbaren Gegensätze, des Natürlichen und des Künstlichen, findet sich auch in der Arbeit „Demolire democratico“, einem von Ästen durchbohrten abgestürzten Kampfflugzeug aus dunklem PVC. Abseits von der rein materiellen Dialektik zieht Grassino mit dieser Arbeit „Demolire democratico“ durch die Wahl des Sujets und ihrem Titel den Diskurs noch weiter auf die politische Ebene.

Die Arbeiten Francesco Senas halten den Betrachter auf Distanz, die Wachsoberflächen wirken als würde man durch eine Milchglasscheibe schauen, ein Effekt der es erzwingt die Szenen aus der Ferne zu betrachten um sie als Ganzes erfassen zu können. Je größer aber diese Distanz wird, desto größer wird die Neugierde, die diffus erscheinenden Momente hinter der Wachsschicht genau unter die Lupe zu nehmen, die Abgrenzung zu durchbrechen und Anteil an diese, durch die neblige Oberfläche versteckte Welt zu bekommen. Senas Arbeiten haben beinahe den Charakter eines Stills - im Nebel versunkene Stadtansichten, eine schlafende Frau, ein auf dem Boden liegender Mann, auf den sich gerade ein Adler niederlässt – die eigene Phantasie wird immer weiter gereizt und schließlich ergeben sich aus den Anfangs ereignislosen, mit unscharfen Konturen versehenen, diffusen Szenen ganze Geschichten, denen man auf den Grund gehen möchte, banale Szenen werden in rätselhaftes Licht gerückt. Das malerische Licht spielt eine zentrale Rolle in den diffusen, enigmatischen Arbeiten Senas. Es finden sich keine Strahlen, es ist keine Lichtquelle zu erkennen, es gibt keine Schatten und doch umgibt die Szenen ein allerfassendes Strahlen wie man es von Bühnen und Film kennt, der cinematographische Charakter wird durch die Art der Farbgebung noch intensiviert.

Der junge Südtiroler Hubert Kostner setzt sich auf ironische Art und Weise mit touristischen Klischees auseinander, er parodiert die beinahe kitschige, klischeehafte touristische Wahrnehmung der alpinen Umgebung. Postkartenhafte Bergwelten werden in Holz gemeißelt und mit gelben Lack, an dem das Licht abprallt, überzogen, glänzend als wären sie aus Gold geformt. Die Sitzfläche eines rosa Biedermeier-Lehnstuhls wird von Tannenwaldidylle bewachsen und mit Watte umgebene Berggipfeln suggerieren den Einklang mit der Natur, ein Naturerlebnis das - wie in der Arbeit„Bellavista“ erkennbar - von jedermann erreichbar ist der sich motorisch angetrieben in alpine Höhen befördern lässt. Mario Mauroner Contemporary Art Vienna zeigt Hubert Kostners ironisch-satirische Arbeiten im RoomnumberOne.

(Ute Stadlbauer)