„Vom Fundstück zum Kunststück“- auf einen Nenner gebracht, beschrieben diese vier
Worte im Kern die künstlerische Arbeitsweise von Robert Mittringer. Gemeint ist des
Künstlers unbedingtes Interesse am Material als Ausgangspunkt und Träger der
künstlerischen Botschaft. Das „Fundstück“, der Einstieg in den Schaffensakt liegt in der
unmittelbaren Umgebung des eigenen Lebensmittelpunktes. Materialien, die gemeinhin
gerne als „arm“ bezeichnet werden, wie etwa Holz, Karton, Ziegel, Papier oder Kohle
versieht Mittringer mit kleinen Gesten, kleinen Setzungen. Aus dem Vorgefundenen –
nicht selten „Gebrauchtes“, das die ursprünglich zugetragene Aufgabe schon lange
vollbracht hat – werden Neukonstellationen, Artefakte, die sich als Kunst deshalb
behaupten, weil sie trotz der vielen Referenzen an eine Vergangenheit als Nutzobjekte
sich jeder weiteren Positionierung entziehen.
Mittringers Arbeiten sind Manifestationen der Notwendigkeit, Vorgefundenes - die Welt -
zu interpretieren, weiterzudenken, sich am Bestehenden zu bewähren, es nicht nur zu
ergänzen, sondern sich daran zu prüfen. Einer materialimmanenten Aleatorik kommt
dabei eine wesentliche Rolle zu: Der Zufall wird produktiv nutzbar gemacht und der
Gegenstand behält seine eigene Sprachlichkeit, bleibt als Werkstoff erkennbar. Mittringer
lässt uns die Dinge, die den Alltag prägen, neu sehen. Seine Arbeiten hinterfragen die
Übereinkunft zur Dinglichkeit der Welt. Er zwingt anscheinend Unvereinbares in einen
schöpferischen Dialog, schweißt es zu einer befreienden Kollision oder humorvollen
Kombination zusammen.
Grundlegend für das kontinuierliche Schaffen ist die Freude am Objektwerden von Idee
und Materie - ausgelöst durch das plötzliche und zufällige Entdecken und Gewahrwerden
ebendieses Potentials zum Objekt. Robert Mittringer praktiziert die künstlerische Arbeit
als Intervention beziehungsweise Adaption der umgebenden Wirklichkeit zur
Verwendbarkeit als Kunstwerk.
In der Kro Art Gallery zeigt Robert Mittringer mit der so genannten „Kubinmappe“ eine
Reihe von Zeichnungen, deren reine Materialität – das Papier, die Grundfläche – bereits
vor dem Schaffensakt nicht mehr „rein“ und „unschuldig“ ist, sondern aufgrund einer
Patina aus Gebrauchsspuren den Ausgangspunkt für den künstlerischen Dialog
beschreibt. Zudem präsentiert er eine Reihe bildhauerischer Arbeiten, deren
Formensprache – ein Kreuz oder eine Leiter - sich aus immer wiederkehrenden
Paradigmen seines Werkes speist. So etwa auch die Fassadensitzer, die genealogisch den
großen, schreitenden, hölzernen Figuren nachfolgen: klar, kantig, überlebensgroß und
unheimlich in ihrer Anonymität.
Kurzbiografie
Robert Mittringer wurde 1943 in Oberösterreich geboren.
Er war Mitbegründer de Künstlerkollektive „Donauhunde“ und „K5“.
Seine Arbeiten wurden international gezeigt und befinden sich in namhaften
Sammlungen.
1998 wurde er mit dem Preis der Stadt Linz ausgezeichnet; 2001 mit dem
Landeskulturpreises des Landes Oberösterreich.
Robert MIttringer lebt und arbeitet auf seinem Hof in Eferding, Oberösterreich. |