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Ludwig Gerstacker
Christian Schwarzwald

Zwei Ausstellungen

  GALERIE KRINZINGER
 20. Jänner - 19. Februar 2000

 

 


Die Galerie Krinzinger präsentiert unter dem Titel "Zwei Ausstellungen" die aktuellen Arbeiten von Ludwig Gerstacker und Christian Schwarzwald.

Ludwig Gerstacker bietet uns in seinen unterschiedlichen Werkgruppen eine Fülle von undurchdringlichen und losgelösten Bilderwelten - sei es durch seine Arbeiten in Öl auf Leinwand oder Papier, oder durch seine Fotografien.

In dünnflüssigen Ölfarben wird Schicht für Schicht auf die Grundierung aufgetragen. Vieles basiert auf dem (kalkulierten) Zufall, auf dem Unkontrollierbaren während des Schaffensprozesses. Bis zu 30 Lasuren verschiedener Farbtöne ergeben schließlich eine Bildsubstanz, die den Betrachter auf den ersten Blick glauben lässt, monochrome Werke vor sich zu haben; erst im genauen Schauen öffnet sich hinter einem Gelbton oder einem Blauton eine ganze Palette von Farben.

Eine wichtige Rolle spielt speziell bei den Papierarbeiten die Anordung. Gleichgroße Blätter unterschiedlichster Farben werden in Blöcken oder Linien, ohne Rahmung und Glas, an die Wand installiert. Sie sind untereinander austauschbar, die Zusammenstellung erfolgt mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip. Für die Anordung ausschlaggebend sind oft einfach der persönliche Geschmack oder die Vorliebe für bestimme Farben, wichtig ist aber die strukturelle Übereinstimmung.

Die Malerei von Ludwig Gerstacker ist vollkommen offen, sie kann Ausdruck eines unendlichen Wunsches nach Schönheit sein, erzeugt durch den Reichtum des Materials, die Leuchtkraft der Farben, aber auch die unendliche Leere bedeuten; am Ende jedoch kommt Farbe immer zu sich selbst, wird zum Gegenstand.

Ein weiterer Teil der Ausstellung zeigt Fotoarbeiten des Künstlers, die wie Anmerkungen oder Skizzen seine Malerei begleiten. Verschiedene Bildinhalte, oft in Zyklen, werden der Reduktion der Gemälde entgegengesetzt, und lassen so Interpretationsversuche jenseits einer gegenständlichen Motivik zu.

Die Ausstellung von Christian Schwarzwald ist ein Bilderzyklus mit dem Namen "Geisterbahn". Dieser besteht aus sich gegenüber liegenden Bildtafeln, die jeweils auf einer Seitenwand eines Raumes der Galerie zu sehen sind. Den Begriff "Geisterbahn" kennen wir vom Prater und vor allem von den Erfahrungen der Kindheit. Man darf jedoch hier den Begriff der Geistererscheinung nicht vordergründig sehen, wenn auch der Künstler nostalgisch-ironisch die uns bekannten Geister mit Nachthemd und mit Kohleaugen portraitiert, als weißgraue Schlümpfe darstellt, sondern sich vor allem auf den Begriff der Erscheinung konzentrieren, denn dieser Begriff ist ein Schlüsselbegriff für die gesamte Arbeit des Künstlers, der die Dinge in einem ständigen Wandel begriffen sieht. Auch dort, wo ein figurativer Vorwand existiert und als solcher identifizierbar ist, ist eine Veränderung bereits wieder angesagt. Das Charakteristikum aller Bilder ist das zentrale Moment des Übergangs, des Schwebens, des Sich-Auflösens oder Wiederzusammenfindens von Elementen und Strukturen.

Die Bildwände sollen wie eine Kulisse wirken. Sie sind von der Wand abgerückt, ihre Technik ist eine lasierende Ölmalerei auf Holz, wobei ähnliche Strukturen wiederkehren und ein verwandtes Konstruktionsprinzip der vegetabilen oder antropomorphen Figurationen vorherrscht. Zwei Motivreihen durchziehen die gesamte Bildfläche, einerseits Geister und Gespenster und andererseits Seifenblasen und Kugeln. Die beiden Bildwände ergeben eine Art Durchgang, die Rückwand des Raumes, die frontal zum Betrachter steht, bleibt leer. Man muß an den Bildern "vorbeigehen" können.

Wichtig für Christian Schwarzwald ist in seiner Arbeit sehr oft die Distanz des Betrachters zum Bild. Er will die Betrachter auf eine Position fixieren. Es ist zwar möglich nahe an die Bilder zu treten, aber man kann sich keinen Überblick verschaffen. Der Besucher muß "eintreten". Der Künstler will den Blick auf die Malerei verwässern. Die einzelnen Tafeln sind zum Teil sehr unterschiedlich. Gleichzeitig sollen sich aber auch stören und Unruhe erzeugen. Der Betrachter soll die Möglichkeit haben zwischen den verschiedenen Bildern hin und herspringen zu können. Der ganze Bildzyklus wird von einer Farbe - nämlich grau - bestimmt. Dies gibt dem ganzen Werk wiederum Ruhe und Kontinuität. Die Verbindung zu einer wirklichen Geisterbahn, wo Figuren und Bilder in einem dunklen Gang auftauchen, muß bestehen. Die figürlichen Beziehungen sind nur durch Geistergestalten gegeben. Die Geister zeigen sich in ihrer Figürlichkeit und bleiben trotzdem in ihrer Präsenz vage, sie bleiben immateriell.

Schwarzwald hat diese Bilder je für sich und als ein sorgfältig kalkuliertes Raumexperiment verwirklicht. Immer wieder hat der Künstler sich mit historischen Raumerfahrungen, etwa den der barocken Deckenbilder auseinandergesetzt.
Zusätzlich zur "Geisterbahn" werden auch Gouachen und Zeichnungen gezeigt.