Ausstellungsliste nach Galerien
 Ausstellungsliste nach Künstlern

Vladimir Dubosarsky & Alexander Vinogradov

"Raining"


  GALERIE KRINZINGER
  20.11.03 - 24.01.04

 

Vernissage: am Donnerstag, dem 20. November 2003, um 19:00 Uhr
Die Künstler sind anwesend.


Russland nach dem Regen

Mit dem Titel „Raining“ für ihre Ausstellung beziehen sich Vladimir Dubosarsky (*1964 in Moskau) & Alexander Vinogradov (*1963 in Moskau) auf die Werkgruppe die sie im Sommer auf der Biennale in Venedig, im russischen Pavillon gezeigt haben – dort war eine Unterwasserwelt zu sehen, die Werke hier verstehen sie im Zusammenhang damit als die letzten Tropfen des Regens, der wie ein Wasserfall ihre letzten Bilder geflutet hat. Der Zyklus Unterwasserwelt war der bis dato wichtigste Moment im Schaffen der Künstler, die vorausgehenden Arbeiten zeigten auf ironische Weise ein hausgemachtes post-sowjetisches Paradies - schnell zusammengestellte Klischees des Sozialismus und der breitenwirksamen Glanzmagazine.

Arnold Schwarzenegger ist auf einem der früheren Bilder zu sehen, der auf väterliche Weise unter Birken die Kinder lehrt, als auch russische Klassiker, die mit Playboy-Girls spielen. Das ganze ergibt natürlich ein surrealistisches Gesamtbild, die der Pop- und Soz-Art nachfolgende Bildsprache der beiden ist hier als Rekonstruktion des Unterbewussten und Chaotischen der post-sowjetischen Zeiten, als man Mythen und Ideologien noch vermischt hat, zu verstehen.

Im Gegenteil dazu ist die Unterwasserwelt mehr lyrisch und intim. Das Wasser das die massenmedial standardisierte Paradieswelt überflutet und es in eine wunderbare Traumwelt verwandelt hat, fungiert hier als Symbol aus der Psychoanalyse als das persönliche Bild des Unterbewussten – des individuellen, nicht des kollektiven. Der Zyklus erinnert auch an das surrealistische Bild „Europa nach dem Regen“ von Max Ernst, es sind dieselben Wassermassen die auch in ihren Bildern alles einen monolithischen Zustand annehmen lassen, anstelle des Wassers kommt hier nur der Regen, anstelle der epischen Panoramen die fragmentarischen Bilder. Dinge, Geschöpfe und Landschaften erscheinen erneuert, geputzt und gewaschen, wie schon bekannte Plätze nach einem kurzen Frühlingsregen. Der alltägliche Blick auf die Dinge ist wie weggewischt, die alten Zusammenhänge ausgewaschen. Der Surrealismus in der neuen Serie von Dubosarsky und Vinogradov hat nichts mehr gemeinsam mit der Manipulation bekannter Klischees, im Gegenteil ist die Welt auf diesen Bildern nicht wiedererkennbar.

Der Philosoph Jean Boudrillard sagte einmal über Andy Warhol, dass dessen Bilder keine Details haben und nicht fragmentierbar sind. Genauso wie die euphorisch persönlichkeitslosen Symbole der Pop-Art ist auch das kitschige Paradies von Dubosarsky und Vinogradov nicht fragmentierbar, obwohl es aus unterschiedlichsten Fragmenten zusammengestellt ist. Beim Versuch dies oder jenes Detail genau zu betrachten scheitert das Auge an den schnell hingeworfenen Pinselstrichen einer anonymisierten Malerei. Über ihre neuen Bilder sagen die beiden Maler, sie gehören zur selben Welt, die sich schon in den früheren Bildern abzeichnete.  Wenn der Fokus weg vom Igel oder Schweinchen gehen würde, sähe man Schwarzenegger, Tolstoi und die nackten Mädchen, alles was man in der Bilderwelt Dubosarskys und Vinogradovs schon zu sehen gewohnt ist. Die Möglichkeit der Fragmentierung selbst negiert die Welt als unpersönlichen Monolith. Die früheren Gemälde Dubosarskys und Vinogradovs waren wie Werbe- und sowjetische Propagandaplakate auf ein Massenpublikum ausgerichtet. Die neuen Bildern geben die Möglichkeit einer genauen und individualistischen Betrachtung.