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Csaba Nemes

Side Sectional View

  KNOLL GALERIE
 30.03. - 27.05.2017

 

Vernissage: am Mittwoch, dem 29. März 2017, um 19:00 Uhr  


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Csaba Nemes, A forgotten Empire, oil on canvas, 200x150 cm, 2016.

Knoll Galerie Wien freut sich, die Einzelausstellung: Side Sectional View von Csaba Nemes anzukündigen. Für die Ausstellung befasste sich der Künstler intensiv mit der Flüchtlingsproblematik, von welcher Ungarn im Jahr 2015 stark betroffen war. Nemes schildert seine Erlebnisse: „Ich ging während der Flüchtlingskrise durch den Keleti Bahnhof in Budapest, wo hunderte von Menschen auf dem Boden der Unterführung sassen. Der Anblick erinnerte mich an die shelter drawings von Henry Moore, der Menschen zeichnete, die Schutz vor den Bombardierungen des Zweiten Weltkrieges in der Londoner U-Bahn suchten. Das Gesicht des Krieges zeigte sich nun auch im isolierten Ungarn, die Menschen mussten diesem nach vielen Jahren wieder entgegenblicken.” Mit diesen Eindrücken begann Nemes mit der malerischen Arbeit und entschloss sich, seine Malgewohnheiten zu ändern und an die Nachkriegsmalerei anzuknüpfen. Er setzte sich mit seinen Lieblingsmalern aus dieser Zeit auseinander: Auerbach, Kossoff, Schönebeck und der frühe Baselitz. Das Resultat dieser Auseinandersetzung waren massive, dick aufgetragene Malschichten. Obwohl Nemes mit seinen eigenen Fotografien als Referenz arbeitete (welche er am Keleti Bahnhof oder an der ungarischen Grenze gemacht hatte) hält sich die malerische Umsetzung nicht an die  Originalfotografie.

Nemes über den Schaffungsprozess: „Am Anfang übertrug ich, was ich an den emblematischen Orten sah und empfand, später kreierte ich Malereien mit metaphorischem Inhalt. So können zerstörte Kirchen für instrumentalisierte christliche Institutionen stehen, die von der gegenwärtigen Politik manipuliert werden. Eine andere Serie von Bilder ist übermalt mit Kreuzen. Sie stehen für das Gefühl von Ärger und Ablehunung. Schliesslich begann ich an Malereien und Zeichnungen zu arbeiten, die mit dem Bürgerkrieg in Aleppo zusammenhingen. Ich googelte Kriegsbilder und realisierte dabei, dass die abgebildeten Situationen starke Emotionen vermitteln beispielsweise als ein Mann ein Kind aus einer völlig zerstörten Stadt trägt. Diese Darstellung von Mann und Kind ist kein verbreiteter ikonographischer Typus. Er hält das Kind in seinem Arm, was fast ausschliesslich in Mutter-Kind Darstellungen der Fall ist. Die zerstörte Stadtshilouette im Hintergrund wirkt wie eine abstrakte Komposition. Die Ruinen bilden eine Zentralperspektive und der Mann der in der Mitte steht, rettet das Kind, rettet die Zukunft.”