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Maria Temnitschka

Altes Eisen

 Galerie Ulrike Hrobsky
 13.02. - 21.03.2020

Eröffnung: Mittwoch, 12. Februar 2020, 19.00 - 21.00
Zur Ausstellung spricht: Andreas Hoffer, Kurator Kunsthalle Krems


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(c) M.Temnitschka, Altes Eisen-1, 2019, 120x150 cm

Maria Temnitschka beschäftigt sich seit vielen Jahren in Variationen mit dem Thema des Verfalls, es ist für sie ein „Lebensthema“ zu dem sie immer wieder zurückkehrt. Ihre Vorliebe für industrielle, in die Jahre gekommene, Architektur ist bekannt und manifestiert sich in unzähligen Bildern zu diesem Thema.

Eine ebensolche Begeisterung empfindet die Malerin, die ursprünglich Metallgestaltung studierte und sich erst später der Malerei zuwandte, nach wie vor für das harte Material Metall und da speziell für Eisen.

Eine Industrieruine mit alten Maschinen, für Maria Temnitschka die perfekte Inspirationsquelle, in Form einer ehemaligen Textilfabrik im nördlichen Nieder-Österreichs, lieferte diese ihr die entsprechenden Motive zu ihrem neuen Zyklus – „Altes Eisen“.

Die Wahl des Titels kommt nicht von ungefähr, denn einerseits werden unter diesem Begriff Dinge, die nicht mehr benötigt werden verstanden, andererseits aber wird er auch abschätzig für Personen verwendet, die altersmäßig am Arbeitsmarkt nicht mehr gebraucht werden. Ergänzend dazu will sie ihre Bildfindungen als sinnbildlich aufgefasst verstanden wissen, wobei ihre Bildinhalte immer über die reine Darstellung vorgefundener Situationen hinausgehen. Es geht der Malerin um zutiefst menschliche Fragestellungen und wenn auch der Mensch in ihren Bildern nicht dargestellt wird, so ist er stets präsent.

Die dargestellten, verlassenen Räume und die darin befindlichen Gegenstände erzählen von den Menschen die hier, in der alten Textilfabrik, einmal tätig waren und von Arbeitsvorgängen die heutzutage in der Form kaum noch stattfinden.

Diese Maschinen stammen aus einer vergangenen Zeit, sie haben den Anschluss an heutige Produktionsbedingungen verpasst und warten in einer Art von Dauerschlaf auf ihren Abtransport. Zarte Gespinste von Fäden und gewebte Stoffbahnen befinden sich noch in den meisten der vor sich hin rostenden Maschinen, untrennbar mit diesen verbunden, hart und zart in einer letzten Umarmung. Hier wurde abrupt, mitten im Produktionsbetrieb der Stecker gezogen. Das ist lange her aber die Schockstarre ist bis heute in den Räumen präsent. Fantastisch wirken diese Szenerien, eine am Boden liegende lanzettförmige Fadenspule erinnert nicht zufällig an das Märchen Dornröschen.

So spielt die Malerin durchaus augenzwinkernd auch auf ihre eigene Person und Arbeit an. Die Schnelllebigkeit der Zeit hat längst auch den Kunstbetrieb erfasst, der sich gierig auf die junge, nachkommende Generation stürzt. In dieser Zeit der Jugendbesessenheit lenkt sie einen liebevollen Blick auf Gegenstände und Muster, die in ihrer Jugend aktuell waren und verweist auf deren formale und/oder funktionale Qualität.

Maria Temnitschka porträtiert solche Gegenstände, Geräte und Werkzeuge und setzt sie auch manchmal in absurde Beziehung zueinander, wodurch eigene Geschichten entstehen.

Da konkurrieren ein Kanister und eine Wasserleitung um einen Dichtungsring, ein Blechfläschchen und ein 50-dkg-Gewicht sind durch eine Schnur aneinander gefesselt, eine Zange, ein Zirkel und eine Montageschelle haben sich ineinander verbissen. Nicht alles was alt ist, ist unbrauchbar, das Gegenteil trifft oft zu.

So hat das Taschenlämpchen aus den 60- igern schon unzählige Batteriewechsel hinter sich und der noch etwas ältere Ventilator surrt ruhig und kraftvoll gegen die immer heißeren Sommer an. Ob entsprechende Produkte aus heutiger Produktion ein halbes Jahrhundert funktionstüchtig überdauern werden, darf bezweifelt werden.

Wenn dann noch eine Bröselreibemaschine und eine Blechdose nebeneinander auf einem Bord sitzen, mutet es an - . Temnitschka: Altes Eisen-19 | 2019 | Öl auf Leinwand | 50 x 50 cm wie ein in die Jahre gekommenes Ehepaar...
„Altes Eisen“ - sehr menschlich.

Maria Temnitschka
Geboren 1961 in Niederösterreich
1980-84 Studium - Universität für angewandte Kunst, Meisterklasse für Metallgestaltung, bei Prof. Auböck
1981 Studienaufenthalt - FH für Kunst u. Design - Köln, bei Prof. Scubic.
2002-06 Studium der Malerei - Universität für angewandte Kunst, bei Prof. Frohner und Prof. Müller; Diplom mit Auszeichnung
2008 Aufnahme in die Gesellschaft bildender KünstlerInnen Österreichs, Künstlerhaus
2009 Lehrbeauftragte an der Universität für angewandte Kunst (Univ.Ass), bis dato