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Josef Pillhofer

Skulptur | Zeichnung

 Galerie Ulrike Hrobsky
 05.12.2019 - 01.02.2020

Eröffnung: Mittwoch, 4. Dezember 2019, 19.00 - 21.00
Zur Ausstellung spricht: Silvie Aigner (Chefredakteurin der Kunstzeitschrift Parnass)
2020-Begrüßung: Mittwoch, 15. Jänner 2020, 19.00 – 21.00
in der Ausstellung Josef Pillhofer
Vom 23. Dezember 2019 – 8. Jänner 2020 bleibt die Galerie geschlossen!


Das Werk zeichnet die Fährte des Suchenden nach dem eigentlichen Sinn.
(J.Pillhofer - Aphorismen)

bild
Zweiteilige Kopfform, 1967–1968, Bronze, H: 33 cm

Schon in früher Kindheit an befasst er sich mit dem Portraitieren und begeistert sich für, wie er es selbst nennt, Zeichnen vor der Natur, einfacher formuliert: das Abzeichnen. Dennoch wendet er sich noch im Verlauf seines Studiums verstärkt der Bildhauerei zu, ohne das Zeichnen auf zu geben.

Den scheinbaren Widerspruch, besser diese Gegensätzlichkeit, wird er in einem Interview im Magazin Parnass in 2003 (Heft 2) später so erklären: „Die Vielfalt dessen, was Wirklichkeit ist oder was beispielsweise die menschliche Figur ist, ist so enorm, einerseits, und andererseits tendiere ich auch wieder zu einer möglichst einfachen Sprache, Bildsprache. Dieser Widerspruch ist etwas, der wichtig ist und den man nie verlieren soll, sonst gerät man sehr leicht in eine Arbeitsweise, die eindimensional wird, man beginnt zu reduzieren, man wird immer einfacher C“ und er führte weiter aus:

„Wenn man meine Arbeiten genauer untersucht, wird man wahrscheinlich immer auf ähnliche Maße stoßen, ähnliche Winkel finden, es gibt eine Vorliebe für gewisse Winkel, gewisse Akzente, für gewisse Formen, und die will man natürlich oft einbringen. Ich selber hab immer vor der Natur gezeichnet, und ich tu es weiterhin.“ Als Paradebeispiel dessen mag die Skulptur seiner Radfahrerin gelten, zu welcher er selbst konstatierte: „Die plastische Einheit zwischen zwei so verschiedenen Realitäten zu finden, war dabei die Aufgabe, den Widerspruch aufzuheben zwischen einem Fahrrad mit seinen Fahrradspeichen und den prallen Mädchenbeinen und Mädchen-brüsten. (touche!) Dieses Werk entstand übrigens während seines Auslandsstipendiums in Paris, in jener Zeit, welche durch den großen Aufbruch in die Moderne, betreffend die Plastik durch den anbrech-enden Kubismus gekennzeichnet ist. Und gerade Bildhauer wie Lipchitz, Archipenko, Laurens und Zadkine waren darin wesentliche Vertreter dieser Richtung. Damit relativierte sich übrigens Wotrubas Einfluss auf ihn durch diese seine Bekanntschaften mit Constantin Brâncuși und insbesondere Henri Laurens.

Dieser Konsequenz in seinem Schaffen ließ bereits 1970 A. Schmeller anlässlich einer Ausstellung in der Galerie auf der Stubenbastei folgende Zusammenfassung folgen: Pillhofer ist unter den strengen Bildhauern Österreichs der strengste. An seinen Skulpturen ist nichts Unbedachtes, nichts Ausschweifendes, nichts Überflüssiges. Ihre Simplizität ist nicht simpel, und hier geschieht auch keine vorbedachte Reduktion auf Primärstrukturen, die amerikanische Künstler europäischer Komplexbeladenheit entgegenstellen. An den Kanten entlangsehend erkennt das Auge Flächenkrümmungen, die Spannung schaffen. So entfalten diese Formkonzentrate auf knappstem Raum einen Reichtum von integrierenden, einander antwortenden und gegensätzlichen Beziehungen, die den eigentlichen Gesprächsstoff ausmachen, wenn man sein Atelier betritt.

Anders in der Begrifflichkeit, jedoch mit nahezu identischer Intention wird dann im Dezember 1983 L. Rosenmayr in seiner Festrede, anlässlich der Verleihung des Würdigungspreises des Landes Steiermark, sein Werk würdigen: „Pillhofer entfaltet die Fähigkeit, die Spannung zwischen Natur und abstraktem Begriff aus zu halten, ja er ist nachgeradezu ein Meister darin, durch die umfassende Mittelbarkeit, die Indirektheit seiner Form, die Wucht der Strukturen des Wirklichen erst hervortreten zu lassen. Wer also die abstrakte Logik in der naturzugewandten Figuration, die Pillhofers plastisches Werk des letzten Jahrzehnts auszeichnet, nicht sieht, versteht seinen Naturbegriff und versteht seine Natürlichkeit nicht.“ Interessant sein (A. Rosenmayr’s) Abschluß, einer prophetischen Voraussicht ins Heute gleich kommend: „Ich sehe Pillhofers Werk als eine Anleitung zum Genießen. Dies hat seine Wichtigkeit in einer ebenso überfüllten wie dürftigen Zeit. Erst sie, die Lust wie die Schönheit, lehren uns, wie wir scheitern sollen.“

bild
Liegende m. abgewinkelten Knie_1987_Bronze geschiffen_10x33x11cm_EA

Josef Pillhofer
1921 geboren in Wien, in Mürzzuschlag aufgewachsen; lebte und arbeitete in Wien und Mürzzuschlag (verst. 2010)
1938-1941 Kunstgewerbeschule Graz; Bildhauerei bei Wilhelm Gösser und Malerei bei Rudolf Szyszkowitz
1946-1953 Akademie der bildenden Künste in Wien (bei Fritz Wotruba 1947-1950)
1950-1951 Auslandsstipendium in Paris (Académie de la Grande Chaumière); Bildhauerklasse von Ossip Zadkine
1954-1968 Lehrbeauftragter an der Akademie der bildenden Künste in Wien
1957 Auslandsstipendium in Rom
1968-1970 Assistent an der Akademie der bildenden Künste Wien
1970-1981 Professor der Abteilung für Bildhauerei - Kunstgewerbeschule in Graz
1986 Gastprofessor an der Sommerakademie Salzburg