Die Galerie Ulrike Hrobsky zeigt Dialog, eine Gegenüberstellung der Malerei Jochen
Stenschkes und Ulrich Plieschnigs. Der 1959 in Marl geborene Deutsche Stenschke
und der im selben Jahr in Klagenfurt geborene Österreicher Plieschnig arbeiten
formal und technisch unterschiedlich, was sie aber verbindet ist ihre Sprache - eine
Bildsprache mit den nonverbalen Ausdrucksformen der Malerei. Die Erfassung,
Beschreibung und Deutung der Realität ist weitgehend an Worte gebunden. Wenn
Sprache das Reale nicht mehr greifen kann, beginnt die imaginäre Vorstellungswelt
des Unbestimmten, Rätselhaften, Abwesenden und Vieldeutigen. Hier setzen die
weitgehend abstrakten Gemälde der beiden Künstler an.
Existentielles, Kulturprägendes, Geistiges, Bewusstes und Unbewusstes als
inhaltliche Dimension; Zeichnen, Ritzen, Einschneiden, Bemalen und Schichten als
Handlungsakte; reduzierte, fast archaische Zeichen und Symbole als
Ausdrucksformen einer vielsagenden Sprachlichkeit. (Otto Pannewitz, Gabriele
Lohberg über die Arbeiten von J. Stenschke))
Jochen Stenschkes Bilder, Zeichnungen und Objekte setzen sich mit situativen
Kräften auseinander und nehmen Ihre Bestimmungskraft aus der physischen und
geistigen Innerlichkeit des Künstlers. Sie stehen stellvertretend für eine Recherche
nach kulturellen, philosophischen und existenziellen Kontexten und befragen die
Dynamik des Lebens. Abstrakte Zeichen und Symbole in Verbindung von Malerei und
Zeichnung adaptieren und fixieren Inhalte menschlichen Seins. Die Geste des Malens
und Zeichnens spiegelt einen Prozess des subjektiven Erlebens von Vergangenheit
im situativen Potential des Malaktes wieder. Die Bildsprache Jochen Stenschkes
erweckt eine komplexe Sinnfülle, die weit über die Tragfähigkeit von verbalen
Formulierungen hinaus geht.
Während der letzten acht Jahre malte ich Bilder nicht mehr mit dem Pinsel, sondern
schüttete die Farbe auf und ließ sie wieder abfließen, wodurch sich eine Oberfläche
ergab, die ich mit konventionellen Techniken nur schwer hätte erreichen können. Die
neuesten Arbeiten integrieren den Pinsel wieder in meinen Malprozess, der natürlich
nach wie vor vom freien Farbfluss dominiert ist. (Ulrich Plieschnig)
Ulrich Plieschnig arbeitet mit dem Prinzip des „gesteuerten Zufalls“. Er überlässt die
Farbspur vorerst ihrem freien Fluss, um sie dann durch Drehen und Kippen zu
verändern. Obwohl der Künstler die Ölfarbe in vielen Schüttvorgängen übereinander
legt, entsteht nie der Eindruck von pastoser Malerei. Die dreidimensionale Wirkung
der Arbeiten beruht ausschließlich auf farblichen Illusionsräumen, geschütteten
Projektionen auf der Fläche des Bildträgers. Die Leinwand scheint durch die
steigende Anzahl der Lasuren von Mal zu Mal zu gewinnen, sie beginnt von „innen
her“ zu leuchten und das Bild zu einem fast „wesenhaften“ Konglomerat von Farb- und
Terpentinspuren anzuwachsen. In seinen jüngsten Arbeiten setzt Plieschnig (wieder)
den Pinsel ein. Einfachste Zeichensetzungen und offene Formen, gemeinsam mit
sehr kontrastreich eingesetzten, verästelten Rinnspuren verleihen den Gemälden
eine neue erzählerische Dimension. |
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