Ausstellungsliste nach Galerien
 Ausstellungsliste nach Künstlern

Angela Eisenköck / Leena Naumanen

Pastellbilder / Materialbilder

  GUT GASTEIL
 08.05. - 20.06.2021

 


Leider muss das Soft Opening aufgrund der Corona-Regelungen abgesagt werden. Am Samstag dem 8. Mai ist der Besuch der Ausstellung mit Werken von Leena Naumanen und Angi Eisenköck ab 10.00 Uhr zu den aktuellen Bedingungen möglich möglich. 

Die Vergänglichkeit und die Ästhetik des Alters stellen den gemeinsamen Bezugspunkt der Arbeiten in der ersten Saisonausstellung 2021 am Gut Gasteil iin Prigglitz im südlichen Niederösterreich dar: Die unterschiedlichen künstlerischen Umsetzungen bilden ein ausdrucksstarkes Spannungsfeld in der Doppelausstellung. Vom 1. Mai bis 20. Juni sind die in aufwändiger Aufarbeitung zu einem dynamischen Bildeindruck erweckten Materialbilder von Leena Naumanen und die großformatigen, detailreichen Pastellkreidebilder von Angi Eisenköck zu sehen.

bild

Angi Eisenköck: Pastellbilder

Ausgehend von Fotografien dringt Angela Eisenköck über Skizzen, Überzeichnungen, Ausdrucke und wieder Überarbeitungen mit Bleistift und Pastellkreiden in immer feinere Details ihrer Bildobjekte. Viele Schichten Softpastell mit ebenso vielen Schichten Fixativ werden so langsam aufgebaut. Das Ergebnis sind meist großformatige, hyperrealistische Abbilder von aus dem Kontext herausgeschnittenen Pflanzen, die sich schon im Zustand des Abblühens und Verwelkens befinden. In diesem Altern hat Eisenköck, die ursprünglich Architektur studierte und schließlich ihre Liebe zur Malerei gefunden hat, eine neue Ästhetik entdeckt. Durch die starke Betonung der Strukturen unterstreicht sie die Schönheit dieser letzten Phase des Lebenszyklus. Das zu-Ende-Gehen hält sie damit auf und stellt den Bezug zur Vergangenheit ebenso her, wie jenen zur Zukunft. Das Alter als bewusster Augenblick, in dem alles enthalten ist.

Von ihrer Architekturarbeit hat Angela Eisenköck das Vorgehen der Entwurfsarbeit mit Skizze und zeichnerischer Erkundung des Gegenstands und des analytischen Blicks mitgenommen. In der Natur findet sie ihre Themen, die ihre Aufmerksamkeit wecken und die mittels Digitalfoto festgehalten werden. Ganz deutlich erkennt man das Netzmuster der Pflanzenfasern, die in den bereits leicht eingerollten Blütenblättern ausfransen, die nachlassende Spannung des Gewebes führt in der Faltenbildung zu einem dynamischen Licht- und Schattenspiel und die sich sanft wölbenden, einstmals jugendlich frischen, Blätter sind offen für die Eindrücke des Lebens oder haben sich schon vom Blütenstamm gelöst und sind unterwegs in einer neuen Freiheit und einer neuen Existenzstufe.

Manche ihrer Blüten sind von kräftigen Farben und Schattierungen gekennzeichnet, manche kosten die Kraft von Schwarz, Weiß und Grautönen wie in der Schwarz-Weiß-Fotografie aus. Prägnante Lichteffekte bewirken eine ausgeprägte Plastizität, die die Objekte aus der Fläche in den Raum heraustreten lassen. Der Betrachter ist beinahe verleitet sie zu berühren. Der Gegensatz zwischen hell und dunkel unterstreicht auch auf der formalen Ebene die Bipolarität der Vergänglichkeit und des Seins und zeigt die vielen Zwischenstufen und Nuancen.

bild

Leena Naumanen: Materialbilder

Die Vergangenheit thematisiert Leena Naumanen in ihrem Arbeitsmaterial: Sie verwendet verwitterte Holzschindeln aus ihrer finnischen Heimat, die sie in einem aufwändigen Prozess aufbereitet und in feine Streifen verarbeitet. Diese werden anschließend in eine geometrische Struktur gegliedert und festgelegt. Die vielfältigen Farbnuancen dieser Holzteile stellen das Auswahlkriterium für die ganz spezielle Konstellation des jeweiligen Bildes dar. Kurze, stabförmige Teile reihen sich aneinander, längere streifenförmige Elemente sind mit gleichförmigem Abstand nebeneinander auf den Untergrund geklebt, andere Streifen bilden ein regelmäßiges Geflecht.

Die einzelnen Stücke treten durch die sorgsam ausgewählte Schindeln mit ihrer jeweiligen Oberflächenbeschaffenheit in eine neue Beziehung, sie erhalten einen ganz speziellen Rhythmus und erzeugen auf der Fläche einen Innen- und einen Außenraum. Auf den Innenraum, also die dazwischen bzw. dahinter liegenden Bildteile, malt oder zeichnet Leena Naumanen mit Ölfarbe in zarten Farbnuancen in Rot-, Grünoder Violetttönen, manchmal mit nur einer Farbe, abstrakte Felder, die die Raumebenen miteinander verbinden. Fein gestrichelte Zeichnungen mit Feder, Tusche oder Aquarell nehmen auf das Muster der Schindeln Bezug, integrieren das Erscheinungsbild des Materials und suggerieren eine sanfte, pulsierende Bewegung.

Zeit ist für Leena Naumanen, die in Wien an der Universität für Angewandte Kunst studiert hat und seither hier lebt und arbeitet, ein wichtiger Faktor ihrer Arbeit. Die Entstehungsgeschichte des Materials, das über Jahrzehnte und Jahrhunderte von der Natur mit Sturm, Schnee, Eis, Regen, und Sonne geformt und strukturiert wurde, ist Symbol des Werdens und Vergehens. Durch ihre Auswahl und Bearbeitung zeigt Naumanen nicht nur die durch diesen Prozess entstandene Schönheit, sondern fügt zur Vergangenheit die Gegenwart hinzu. Gleichzeitig ist der Arbeitsvorgang an sich von Zeit geprägt, durch die handwerkliche Bearbeitung und schließlich die Auswahl der passenden Teile aus 1000 und mehr Stücken nach Farbnuancen und Struktur. Eine Phase der aufmerksamen Kontemplation und der Stille, die auch ihre Bilder ausstrahlen. „In der Stille“, sagt Leena Naumanen, „hört man am besten.“