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Peter Pongratz

 KUNSTHANDEL GÖLLES
 03.07. - 13.08.2005

 

Vernissage: am Samstag, dem 2. Juli 2005, um 18:00 Uhr
Zur Eröffnung spricht Frau Dr. Gundrun Danzer, Neue Galerie Graz


W E R K:

Bald einmal(aber jedenfalls früher als andere) hat sich Peter Pongratz auf eine Kunst anderswie ambitioniert. Schon in seinen Grazer Anfängen ist er auf den Prinzhorn-Band über die „Bildnerei der Geisteskranken“ gestoßen. Das ganz besonders Spontane und Unvernünftige faszinierten ihn überaus. Ebenso hat er die künstlerischen Hervorbringungen von Kindern weit mehr als andere beachtet und respektiert.

     Sein wichtigstes, noch vor der definitiven Übersiedlung nach Wien, gemaltes Bild heißt „Lob der Schizophrenie“. Ohne sonderlich gegenständliche Anspielungen zeigt es in beachtlichem Format eine subtil verworrene Landschaft und Szenerie. Wie immer auch Verrücktes regte ihn stark an, „irre Typen“, heftiges Geschehen. Auch verstand er sich vorzüglich darauf, alles und jedes in eben diesem Sinn verdreht aufzufassen, um es ins Schier Geistesabenteuerliche zu entrücken. Versteht sich, dass dergleichen Anlagen eine dementsprechende Gestaltung und Formenwahl bedingten. Vor allem aber sollten möglichst intensive Bilder entstehen, schön-schreckliche, bis an die Schmerzgrenze hin. Bei diesen ursprünglichen Vorsatz ist es bis heute geblieben. Nach wie vor möchte Pongratz auf besondere Weise beteiligt und erregt zeichnen und malen. Einen starken Tobak gewissermaßen, in den alles mithineinverwoben ist, was ihm an der Kunst dafürsteht und drängt.

     Sein Programm ist seit den frühen sechziger Jahren im großen Ganzen so geblieben, wurde aber verschiedentlichst angepeilt: vom beinahe Abstrakten her zum weitgehend Gegenständlichen (und von dort dann wieder zurück), vom Phantastisch-Phantasievollen bis hin zu regelrechtem Devotionalien-Kitsch. Pongratz macht es sich wie dem Betrachter seiner Bilder nicht leicht. Er verwirrt aus Begeisterung fürs Ungebräuchliche und Riskante, stolpert aus Leidenschaft und scheitert mit Inbrunst.

     Mitten aus Verzweiflung am zuletzt gemalten Bild malt er sein nächstes. Es gibt aber so etwas wie Schneisen der persönlichen Entwicklung, an der zu ermessen ist, was ihn jeweils beschäftigt und treibt, verwunderlich Bewundertes ebenso wie andere starke Erlebnisse (des Zeitgeschehens etwa im ehemaligen Jugoslawien oder was er für die eigenen Angelegenheiten aus Literatur, Naturkunde und Ethnologie ermittelt). Irgendwie gelten gewisse Gezeiten der Seele, wie sie sich in seiner Arbeit je nachdem bildnerisch erläutern, indem sie Etappen bilden auf seinem Leidensweg. Was diesbezüglich für andere zutrifft, gilt für Peter Pongratz ganz besonders.

     Schon als Dreiundzwanzigjähriger ist er 1964 an ein Buch geraten, dessen Welt ihn bis heute nicht loslässt: jene „Alice im Wunderland“, dieses frühe Hauptwerk und Kultbuch aller sogenannten „modernen“ Literatur. Im Grafikstudio des damals eben zum Leben erweckten Forum Stadtpark ist dann dazu eine siebenteilige Lithografien-Mappe entstanden, als die erste abgeschlossene Arbeit. Es sind alles andere als „Illustrationen“, vielmehr bildnerische Reaktionen auf im Buch beschriebene Begebenheiten. Hart am Rand des Gerade-noch-Gegenständlichen wird grafisch paraphrisiert, was in der phantastischen Geschichte der kleinen Alice eine Rolle spielt: der Sturz durch das Kaninchenloch ebenso wie der Tränenteich und die Hummer-Quadrille bis zur abschließenden höfischen Krocket-Partie.

Nicht daran ist gegenständlich wiedergegeben und porträtiert, aber das, worauf es ankommt, durchaus zu erkennen. Mancherlei hat diesen Streifzug durchs Kuriose und Wunderbare wesentlich vermittelt und bestärkt: die notorische Neugierde des Fünfundzwanzigjährigen für alles das, was ihm der Surrealismus zugespielt hat, aber auch jene besondere Frische und Unmittelbarkeit, die ihm bis heute aus seiner Auseinandersetzung mit CoBrA und Kinderkunst erwachsen ist.

     Zwar ist in seiner künstlerischen Arbeit seither beachtlich viel passiert, geblieben ist (über die mehr als dreieinhalb Jahrzehnte) die Vorliebe für im wortwörtlichen Sinn Ver-rücktes. Gehörig „in die Jahre gekommen“ ist der Lebensbogen entsprechend weiter gespannt, alles Mögliche inzwischen zweckdienlich in seine Kunst hineinverwoben worden: Jazz-Assoziationen, allerhand schrille Vorkommnisse, Lebensbilder aller Art, um dem Regelrechten und Nur-Schönheiten auszukommen.

     In dieser seiner Obsession ist Pongratz ebenso wenig verrückt wie ein Dubuffet „verrückt“ gewesen ist. Das große Staunen der kleinen Alice erlebt, was zu erleben ist, möglichst kindhaft und unverblümt. Aber zugleich auch sensibel und differenziert, ohne darüber kindisch zu werden. Das wie Ungeschickte geschickt (ja geradezu virtuos) zu bewirken, ist das, worauf es die Wirkung dieser Bildnerei inbrünstig anlegt.

 

Otto Breicha

Fluidum Irrwitz  (Auszug aus dem Buch Peter Pongratz, Alice im Madland)

 

In der Ausstellung bei Kunsthandel Gölles in Fürstenfeld werden neue Schlüsselwerke des Künstlers Peter Pongratz erstmalig der Öffentlichkeit gezeigt. 

Nächstes Jahr erscheint beim Verlag Springer WienNewYork das Buch „Sweet Home Vienna“ mit Bildern aus dieser Ausstellung.

B I O G R A F I E:   

 

1940      Geboren in Eisenstadt am 22. Mai
1960-63 Besuch der Akademie der bildenden Künste, Wien
1963-64 Studium an der Hochschule für bildende Künste, Berlin
1962-92 Verschiedene Werkphasen: Querschnitte, Heiligenbilder, The Gentle Tasaday und
1992     „Das Herz der Finsternis“, Zyklus der sich mit den Schrecken, Gräueln und Ängsten des
             Krieges am Balkan auseinandersetzt.
1994     Werkphase „Alice In Madland“
2002     Vorläufig letzte Werkphase „Idyllen“

Zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen (EA) und Ausstellungsbeteiligungen (AB). Zuletzt:

1996     „Kunst in Österreich 1896-1996“ in der Kunsthalle Bonn
1997     „Kunst und Wahn“ im Kunstforum Bank Austria, Wien
1998     Retrospektive „Soulpainting“ - 1962-98 Historisches Museum der Stadt Wien
             AB: „Schöpferische Dichte - Österreichische Kunst in der Sammlung Würth”, Museum Würth,
            Künzelsau/BRD
1999     EA: „The Heart of Darkness“ Kulturzentrum Givatayim, Tel Aviv, Israel
            und „Lob der Schizophrenie“ Kulturhaus, Graz
2001     EA:  „Alice In Madland“ Kunsthistorisches Museum Palais Harach, Wien
2002     AB: „Lob der Malerei – Wirklichkeiten 1963-1975“ KunstHaus Wien
2003     AB: „Meisterwerke der Steirischen Moderne“ auf der Burg Rabenstein, Stmk., anlässlich
            „Graz – Kulturhauptstadt 2003“
2004     Galerie Himmelpforte, Wien (EA)
            Infeld – Haus der Kultur, Halbturn/Burgenland (EA)