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Paul Flora

Ausgewählte Zeichnungen & Radierungen, Bücher, Flora Kalender 2024


  GALERIE GERERSDORFER
 16.11.2023 - 27.01.2024

 

Öffnungszeiten: Donnerstag, Freitag, Samstag 11-20 Uhr

   



 

 
 
Wenn Paul Flora in Wien auftritt, ist Weihnachten nicht mehr fern. Jedes Jahr um diese Zeit tritt er mit einer Musterkollektion von kleinen und größeren Proben auf – Zeichnungen und Radierungen, die von Humorigem und seiner Lieblingslandschaft zehren. Das ist jene, die sich von Venedig, der Lagune nordwärts zieht bis ins Friulanische.
Jetzt bildet die Galerie Gerersdorfer jenen Ort, zu dem Floras Freunde pilgern.
  
Kristian Sotriffer (Die Presse)


 

 

Das ist eine kleine Auswahl der in der Galerie erhältlichen Radierungen von Paul Flora

 

 

Viele Zeichnungen und Radierungen von Paul Flora - auch fertig gerahmt - stets lagernd.

 

Bild

 
 
Paul Flora betreffend

Der Zeichner und der Schriftsteller, diese Zwillinge, sind Erzähler. Sie fabulieren, berichten, träumen, klagen an, spotten, lachen und schwärmen. Zu allem braucht man Welt: Palmen, Gesichter, Pluderhosen, Kirchenportale, Kentauren, Blumentöpfe, Karyatiden, Generäle und reisende Engländer. Beide Zwillinge hantieren mit Stift und Feder. Beide schreiben, was sie zu erzählen haben, auf Papier. Der eine bedient sich der Buchstaben. Der andere schreibt in Bilderschrift. Und er hat den beneidenswerten Vorteil, daß seine Geschichten, Anekdoten, Pamphlete, Hymnen und Humoresken nicht übersetzt zu werden brauchen. Für den Zeichner gibt es keine Fremdsprachen. Er schreibt in der Muttersprache aller Völker. Paul Flora ist ein Bildschriftsteller. Er ist ein Literat.

Erich Kästner  

 

Ich hege große Bewunderung für Paul Flora. Er gehört zu den Zeichnern, die unsere Epoche zu bereichern vermögen und ich staune immer wieder über seine Ideenvielfalt. Ich ziehe brüderlich meinen Hut vor ihm.

Georges Simenon  

 

Paul Floras Venedig–Bilder sind die Impressionen eines Melancholikers, der dem Tageslicht die Dämmerung, dem Harten, Festumrissenen das nur vage Angedeutete vorzieht. Doch was das Wunderbare an diesen Zeichnungen ist: erreicht werden diese Stimmungen zumeist mit dem härtesten und schärfsten Zeichen-gerät, der Stahlfeder, die Paul Flora mit unglaublicher Leichtigkeit zu handhaben versteht. Als feines, durchsichtiges Filigran liegen die Tuschestriche auf dem Papier und verdichten sich, wo Dunkel gefordert ist, zu gewebeartigen Schraffuren.

Rudolf Koella  

Paul Flora durchschaut die Welt, er will sie nicht ändern. Er ist ein scharfer Beobachter und ein sanftmütiger Beschreiber, und wie er Verständnis hat für die Fehler der Menschen, so hat er Verständnis für die Schwächen der Dinge, ihr Brüchigwerden, ihren Verfall, ihre Einsamkeit. Sein Humor ist nie entblößend, er ist eher maskierend; Paul Flora steht auf Seiten der Opfer, und oft umgeben die Striche eine Sache schützend wie ein Verband aus zartestem Gewebe, selbst mit den Vogelscheuchen hat er Mitleid, schenkt ihnen eine winzige Krone oder einen riesigen Federschmuck, gibt ihnen ein Strichbündel als Rute in die Hand, flickt ihr ausgefasertes Gewand mit dichteren Fäden.

Wieland Schmied

 

Der Tiroler Paul Flora ist der Denker und Grübler unter den Karikaturisten. In seiner zeichnerischen Dialektik setzt sich die Gegenwart mit der Vergangenheit auseinander und verliert die Partie. Flora ist nicht ohne Traurigkeit. In seinem Werk sind Welten untergegangen und wir ahnen, daß auch wir untergehen. Die Gegenwart scheint von der Vergangenheit umklammert, kommt nicht von ihr los, wird selber zur Vergangenheit, wird von ihr verschluckt. Nur auf dem Umweg über die Vergangenheit wird daher eine Aussage über die Gegenwart möglich: die Gegenwart liest sich an ihrer Vergangenheit ab. Paul Flora schreitet rückwärts in die Zukunft. Das scheint unzeitgemäß in einer Zeit, in der jeder, der da pinselt, schreibt oder komponiert, gleich die Gegenwart verändern will. Doch ist es nicht unwissenschaftlich. Schließlich treiben wir in einem Meer von Vergangenheit dahin, lehrt die Astronomie. Die Sterne, die uns umgeben, sind Vergangenheit, und blicken sie auf uns, glotzen ihnen Dinosaurier entgegen.

Friedrich Dürrenmatt