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Alexander Fasekasch und Markus Redl

jeder glaubt, wie sie wollen


GALERIE IN DER SCHMIEDE
 06.06. - 08.07.2008

Vernissage: Donnerstag, 5. Juni 2008 um 19.30 Uhr
Eröffnung: Dr. Brigitte Reutner, Lentos Kunstmuseum Linz

Mit Markus Redl stellt die Galerie in der Schmiede einen jungen Künstler vor, der sich mit scheinbar vollkommen traditionellen Mitteln der Skulptur nähert und dabei klassische Materialien wie Marmor oder Bronze verwendet. Beide Werkstoffe sind eng mit dem Skulpturbegriff des Monuments und Denkmals verhaftet und in unserem Denken untrennbar damit verbunden.

Marmor und Bronze sind die klassischsten Materialien, die die Skulptur seit jeher einsetzt. Diese beiden künstlerischen Medien drücken Qualitäts- und Wertvorstellungen in traditionell geistiger und materieller Hinsicht aus. Sie sind Garanten für einen Anspruch, den es im Bewusstsein der BetrachterInnen zwar noch gibt, der aber seit der Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts obsolet geworden ist.

Markus Redl „verschwendet“ sowohl klassisches Material wie Marmor oder Bronze als auch Arbeitskraft und positioniert sich kritisch, wenn er Begriffe und Werte nach ihrer Sinnhaftigkeit befragt. Die arbeitsintensive Vorgangsweise beim Steinbildhauen setzt er für scheinbar banale Themen ein. Ein subversiver Akt der Verweigerung, der Hinterfragung von Sinnzusammenhängen, wird dabei evident.
Redl sagt dazu: „Grenzen zwischen Anliegen und Aufwand verschwinden im Vorgang der Arbeit an der Steinskulptur, die nicht nur etwas Banales zeigt, sondern auch nichts Anderes vorgibt, als banal zu sein. Das Banale am Banalen ist trügerisch, da es das Besondere mit sich bringt.“

Markus Redl entzieht sich mit seiner sehr humorvollen Subversivität dem klassischen Skulpturbegriff und einer historischen Festlegung. Die mit der Avantgardebewegung einsetzende Verfügung über künstlerische Praxis vergangener Epochen, man denke an die altmeisterliche Technik René Magrittes, macht es beinah unmöglich, einen historischen Stand künstlerischer Verfahrensweisen auszumachen. In seinen Monumenten der „sinnlosen Arbeit“ verführt Redl zur Diskussion über die Entwicklung der Kunst, die Hinfälligkeit der Werkkategorien und den sozialen Zusammenhang, indem er Arbeit als grundsätzlichen Handlungsbereich des Menschen präsentiert.
(Günther Holler-Schuster)

In der Galerie in der Schmiede werden bis zum 8. Juli 2008 mehrere Steinskulpturen und einige Arbeiten auf Papier zu sehen sein. Im Hof wird Markus Redl zwei monumentale Steinskulpturen aufstellen.

MARKUS REDL

1977 geboren in Klosterneuburg
1983 – 1987 Volksschule 1020 Wien
1987 – 1995 Bundeserziehungsanstalt 1030 Wien
1995 – 1996 Universität Wien, Studium der Deutschen Philologie und Philosophie
1996 – 1997 Zivildienst beim Roten Kreuz, Rettung und Krankentransport
1997 – 1998 Universität Wien, Studium der Psychologie
1998 – 2004 Universität für Angewandte Kunst
2004 Diplom Mag. Art bei Erwin Wurm; Titel der Diplomarbeit:
Morphe, Eidos, Logos – eine Konstruktion. Oder:
Eine Untersuchung zum Nexus von Form, Bild und Ideologie
am Beispiel des christlichen Kreuzes.
Studienaufenthalt in Florenz und Rom 2002, sowie jährlich in Massa Carrara 2001-2005 bei Franco Barattini Cave Michelangelo.
2006 Arbeitsstipendium in Carrara.

Einzelausstellungen:
2007 Strukturelle Ambiguität? Geh´bitte! - Galerie Tazl Graz
2006 Der Fall Redl
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg, Residenz
2006 Ich ruf die Polizei
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Vienna, roomnumberOne
2005 Nächstes Jahr ist auch noch ein Tag
Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum (Katalog)
2005 Kunstwerk des Monats April - ORF, Treffpunkt Kultur
Gruppenausstellungen:
2008 ArtBrussels - MAM Contemporary Art
2008 Eveil du printemps
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg
2008 Frühlingserwachen - Galerie Tazl
2008 Jeder glaubt, wie Sie wollen - Galerie in der Schmiede, Linz/Pasching
2007 Kardinal-König-Kunstpreis - St.Virigil Salzburg (Katalog)
2007 Almost 39° of fever, Marco
Dispari & Dispari Project, Reggio Nell´Emilia Italia
2007 Idea of Man and Abstraction
Museo Würth La Rioja Spain (Katalog)
2007 Frühlingsausstellung
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg Academia
2006 Art On Nature - kunstGarten Graz
2006 Eisenberger, dies ist doch kein Porno!!
Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
2006 mediantis-ZVAB
Tutzing am Starnberger See, München
2006 skulpturengarten
summer stage independent festival vienna
2006 zyklus 1.0 tschechien
Dormitorium d. Stiftes Lilienfeld, Niederösterreich
2005 Sommerausstellung
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg Academia
2005 Art & Roses - Kunstgarten Graz
2005 SKIN – Young Austrian Art Exhibition
Museum of Central Academy of Fine Arts Beijing (Katalog)
2004 DIVERS – EGAL Kleine Bronzen und das leidige Problem des Podest Universität für Angewandte Kunst Wien

Ankauf:

2007 Museum Würth, La Rioja
2008 Museum Würth, Stuttgart
2008 Sammlung der Stadt Wien

Förderungen:
Atelier der Hypo Bank: 2001-2005
Atelier der STRABAG: 2005-2007

 

ALEXANDER FASEKASCH –
ÜBER DIE WAHRHEIT UND IHRE ZUMUTBARKEIT
... die Seerosen sind gleich hundertweis erblüht und ertrunken, und das Meer war ein machtvoller Seufzer, es schlug und schlug und rannte und rollte gegen die Erde an, daß seine Lefzen trieften von weißem Schaum. (Ingeborg Bachmann) Im Milieu der bildenden Künste führt ein Widerspruch nicht sofort zur Verwerfung eines Systems. In einer Konfrontation von Bipolaritäten im Sinne von These und Antithese sind die Widersprüche dieser Welt enthalten. Sie erschaffen in ihrer Zusammensicht eine höhere Ebene von Verständnis, eine Essenz und einen neuen Zugang zu künstlerisch gestalteter Wirklichkeitsinterpretation.
Kunst interessiert Alexander Fasekasch zunächst als Form der Kommunikation, als aktive Kontaktaufnahme mit dem Betrachter. Er reagiert auf maßgebliche Themen unserer zeitgenössischen Realität.
So gelangen die Vogelgrippe, der Umgang mit der Tradition und den Traditionen, die Position der Kirche sowie die Wahrnehmung der eigenen Person im flirrenden Gesamtkontext, den wir Realität nennen, zum Ausgangspunkt seiner Malerei. Mit großer Ambition unterzieht er sich einer immer wieder gestellten, dringlichen Selbstbefragung. In seinem Schaffensprozess setzt sich Fasekasch zunächst mit der ungeschönten Wirklichkeit auseinander, die er jedoch im bildnerischen Umsetzungsprozess in ästhetische Bahnen zu lenken beabsichtigt.
Es ist ihm wichtig, Wirklichkeit und Wahrheit zu erkennen, er mutet sie dem Betrachter jedoch nicht in ihrem desillusionierendem Gesamtumfang zu. Er ist somit ein subtiler Beobachter, einer, der die Realität in ihrer Drastik erkennt, ihr aber gleichzeitig einen Konjunktiv zur Seite stellt und dem Betrachter nahelegt, den vorgefundenen Tatbestand als Geschichte mit noch ungewissem Ausgang selbst zu Ende zu denken. Dabei spielen der Wohlklang der Farben und Formen eine große Rolle, jene Ebene der sensiblen Abstimmung von Proportionen und ästhetischen Relationen.
Fasekaschs Bilder haben etwas Sprachliches. Sie sind häufig um eine ästhetisch bildnerische sowie verbale Botschaft gleichermaßen bemüht. Die Titel sind dem Künstler wichtig. Während die Kunstwerke selbst sich dem Diktat harmonischer Durchgestaltung beugen müssen, sind die Titel oft lapidar und rauh, manchmal mit dem bildnerischen Befund redundant. Die Beschriftungen im Bild sind als Teil der Kunstwerke zu sehen, auf einer anderen kommunikativen Ebene.
Um den Ausdruck zu steigern, begibt sich der Künstler gelegentlich in die Nähe karikierenden Gestaltens. Darin liegt die innere Notwendigkeit Fasekaschs, von ihm erkannte Probleme beim Namen zu nennen und im Mittel der Überzeichnung ein formales Pendant zu seinem emotiven Impetus zu suchen.
Der Künstler als einsamer Wolf auf der Suche nach dem Verstandenwerden innerhalb der Gesellschaft. Er erzählt uns Geschichten wie jene vom kaputten Auto, vom ehrgeizigen Sportler oder von Leben und Tod und verlinkt darin geschickt mehrere Zeitebenen.
Vielleicht sagt er – frei nach Ingeborg Bachmann – „Es ist Tod darin. Und: Es ist Zeit daran. Und zugleich: Geh Tod! Und: Steh still, Zeit!“ Die Gegensätze lösen sich auf einer höheren Ebene auf, wo sie einer nonverbalen Synthese überführt werden, womit es dem Künstler gelingt, dass der malerische Befund der intendierten inhaltlichen Aussage ebenbürtig zur Seite steht.
Brigitte Reutner

FREISPIELEN, BANNEN, ZEICHEN SETZEN, ODER
> ICH FORDERE DIE MENSCHEN AUF NACH INNEN ZU HÖREN <
Zur Arbeit von Alexander Fasekasch
Mein erster Eindruck: Kraft, Konsequenz und formale Stringenz.
Malerisches und graphisches Gespür, gepaart mit Experimentierfreude. Mein zweiter Eindruck: komplexe Strategien, die Ausdruck finden in intensiven Farbfeldern. Lineaturen, kraftvoll und sensibel zugleich. Die Bildbotschaften oszillieren zwischen optimistischer Kraft und verhemmtem Gestaltungswillen.
Mein dritter Eindruck: oft verdichten sich formale Aspekte zu bisweilen naturalistischen Realitätssplittern. Mit kraftvollen Gesten werden diese Realitätssplitter verstärkt, verfremdet, zum Teil ins Unkenntliche zerlegt und auf Alexander Fasekaschs ureigenstes Gespür auf das wesentliche Subjektiv zusammengesetzt.
So entstehen emotionale Landschafts- oder organische Strukturen deren formale Interpretation vieldeutig ist. Inhaltlich beeindruckend ist dabei die Gültigkeit der so entstandenen Bilder 1. Einen Einblick in das kreative Potential, das vielfältig Erfahrung in Bezug auf komplexe, psychische Erfahrungen ermöglicht, wie der Werkblock, der sich mit der menschlichen Psyche und Physiognomie auseinandersetzt. Diese Ausformungen sind fern jedes mir bekannten Ismus. Sie sind emotionelle Drohgebärden, deren Relativierung, Vernichtung oder Bannung suggerieren. Es ist die „Rückkehr des Affekts“ und lässt sich am Beispiel der künstlerischen Darstellung des Menschen in seinen Arbeiten am einleuchtensten beschreiben. Dabei wird deutlich, dass die Bemerkungen zum Warencharakter und zur Verdichtung in gleicher Weise auf Alexander Fasekaschs menschliche Objektive zutreffen, etwa jene Zeit- und Ortsgenossen in Tracht (Tradition). Darin lässt sich, wenn etwas gewaltsam, eine eindrucksvolle komprimierte Parabel in der Malerei eines Francis Bacon finden. Es sind die Themen, wie Entfremdung, Anomie, Einsamkeit, gesellschaftliche Fragmentierung und Isolation programmatisch als Emblem all dessen, was als „Zeitalter der Unsicherheit“ bezeichnet wird. Dieses Gemälde ist nicht nur als Verkörperung des Ausdrucks der Affekte zu beschreiben, sondern als eine Art Dekonstruktion eben jener Ästethik des „linearen, abstrakten Bildausdruckes“ seiner nebenan oder voran entstandenen Bilderserie. Denn der Begriff „Ausdruck“ selber setzt eine Spaltung innerhalb eines Subjekts voraus und impliziert jene große Metaphysik des Innen und Außen, des stummen Schmerzes der Monate und des Augenblicks, in dem die „Emotion“ kathartisch nach außen projiziert und entäußert wird. So gesehen bedarf es einer intensiven Beschäftigung mit den Arbeiten und mit der Person Alexander Fasekasch, um den endlosen prozesshaften Kreislauf von intensiver bildnerischer Kontrastbildung, sozusagen als Postulat einer These und deren Aufhebung, Relativierung [eine Anschauung, nach der jede Erkenntnis nur vom Standpunkt des Erkennenden her richtig ist, nicht aber allgemeingültig], Marginalisierung [zwischen zwei Grenzen angesiedelt, oder Grenzgänger] oder auch Auratisierung verstehen zu können. Denn im Grunde bleibt uns nur die nachvollziehbare Gestaltung mit ihrem stets offenen Ausgang erhalten 2. Thematisch und formal hat Alexander Fasekasch seinen Weg gefunden. So hoffe ich, gültige Aussagen – ihre Existenz, als auch Weltbild angehend – zu formulieren und in seine Bildsprache umzusetzen, der Fetischisierung der Zeichen – im Kontrast zwischen dem Dargestellten und der inneren Sicht – betreffend.
1) Es liegt nahe, an das Zitat von THEODOR W. ARDORNOS in seiner ÄSTHETISCHEN THEORIE
zu erinnern, wo er vom notwendigerweise Widersprüchlichen spricht, das im Kunstwerk zusammengeführt sein muß, damit als solches für den Rezipienten als ein >Lebendiges< erscheinen mag: „Was in dem Kunstwerk knistert, ist der Laut der Reibung, der antagonistischen Momente, die das Kunstwerk zusammenzubringen trachten. Der Prozesscharakter der Kunstwerke ist nichts anderes als ihr Zeitkern“.
2) Der Maler geht schließlich immer wieder alle möglichen und umöglichen Umwege, um meist bei denselben Problemstellungen wieder anzukommen. Und bis zu einem gewissen Grad erzeugt sich in der Voute, die in diesen Arbeiten die Ideen der >abstrakten< Malerei dieses Jahrhunderts deformiert und verdreht, ein ganz bestimmter, ein spezifischer Raum, den man wohl am ehesten einen mentalen Raum nennen könnte, der Alexander Fasekasch ausserideologisch, >eigentlich< erscheinen mag. Linz 07/2006

Josef Pausch

ALEXANDER FASEKASCH
1966 in Gmunden geboren
1995-2001 Studium an der Universität für künstlerische und industrielle
Gestaltung Linz (OH. Prof. Helmuth Gsöllpointner)
Ausstellungsbeteiligungen & künstlerische Aktivitäten:
Ausstellungsbeteiligungen (Malerei & Objekt)
1997/1998 Kulturzentrum Steyrermühl / 1998 Papiermachermuseum
Steyrermühl / 1999 Voest Alpine Stahl Linz AG, Objekte
Ausstellungsarchitektur (Mitwirken)
1997-1998 Land der Hämmer, Micheldorf / 1998 Die Auswahl -
Österreichs beste Möbel, Kunstuniversität Linz / 1999 Sammlung Spalt,
Kunstuniversität Linz / 1999 Genesis Linz / 2001 Gold aus Afrika,
Neue Galerie Linz
Ausstellungsarchitektur (Auftragsarbeiten)
2000 Stillstand und Bewegung im Mühlviertel, Kepler Universität Linz /
2004 Sonderausstellung Franz Welser Möst, Klangweltenmuseum
Micheldorf / 2005 Museumsshop, Klangweltenmuseum Micheldorf