"Landschaftliches"
Dr. Peter Assmann zu den jüngsten Arbeiten von Heinz Göbel
Auch wenn der Begriff "Landschaftliches" ein breites Zuordnungsfeld
umfaßt – nicht zuletzt speziell im Bereich der bildenden
Kunst – so markiert dieses "Landschaftliche" doch sehr
präzise das Zentrum des Kunstwollens von Heinz Göbel. Seit
knapp drei Jahrzehnten entwickelt der Künstler ein malerisches
und grafisches Werk im steten Hinblick auf einen "landschaftlichen" Bildbegriff.
Wenngleich die Landschaft als selbständiges Bildthema in der europäischen
Kunstgeschichte vergleichsweise spät auftritt, hat die bildhafte
Auseinandersetzung mit dem Phänomen Landschaft bis in die Gegenwart
große Konjunktur aufzuweisen. Um so wichtiger erscheint es daher,
sofort herauszustreichen, dass es Heinz Göbel unbestreitbar gelungen
ist, in diesem weiten Feld der gegenwärtigen und vergangenen Landschaftsmalerei
seine eigene, individuell charakteristische Bildspur zu hinterlassen.
Der Konglomeratbegriff "Landschaft" ist dem Künstler
immer wieder von Neuem eine Herausforderung, aus scheinbar widerstrebend
nebeneinander gesetzten Einzelheiten einen zusammenfassend charakteristischen
Gesamteindruck herzustellen. So wie Landschaft aus allem bestehen kann
und stets mehr ist als die Summe der Einzelteile, so bestimmen sich
auch die Bildwerke von Heinz Göbel als "landschaftlich" im
Hinblick auf diese Kraft des zusammenfassenden Blickes.
Es ist hier natürlich fast unnötig herauszustellen, dass Göbel
jenseits jeglicher Illustration agiert: Das konkrete Naturanschauungsbild
wird bei ihm so unabtrennbar mit Erinnerungsbildern verwoben, dass sich
seine Bildkompositionen jenseits der Kategorien von konkreten örtlichen
Zuordnungsmöglichkeiten entwickeln: Sie inkludieren wie selbstverständlich
solche Zuordnungsmöglichkeiten, sind jedoch in keiner Wiese an
diese gebunden. Mit souveräner Selbstverständlichkeit gestaltet
er Charakteristisches wie auch Individuelles einer naturnahen Großformation
und kommt hierbei nie in die Schwierigkeit, sich deklarieren zu müssen.
Seine Bildwerke stellen sich vor, als ob sie selbst von jenen Kräften
geformt wären, die auch dem Menschen das Erscheinungsbild von Naturformen
gestaltend vermitteln: tektonische Kräfte, Erdschichtungen, Gesteinsformationen,
Wasserläufe, biologisches Wachstum genauso wie das Wetter oder
vulkanische Erdbewegungen werden mit absoluter Selbstverständlichkeit
verbunden - mit der für Heinz Göbel charakteristischen Zurückhaltung
setzt er diese Formationen ins Bild.
Wilde, pastose, materialbetonte Malerei und kraftvoll eingeprägte
Linien verbinden sich mit zartesten Farbnuancen, behutsam gesetzten
Helligkeitsabtönungen sowie Andeutungen von graphisch wirksamen
Spurenelementen. Die gesamte Bandbreite malerisch-zeichnerischer Gestaltungsmöglichkeit
also, konkret im Einsatz um "Landschaftliches" als Bildphänomen,
das sich allerdings konsequent auf den Betrachter hin orientiert. So
wie der Begriff der Landschaft nicht der Natur selbst entsteht, sondern
ausschließlich aus der (begrifflich orientierten) zusammenfassenden
Anschauung der Natur durch den Menschen, so arbeitet auch Heinz Göbel
im Hinblick auf neue Bildwahrnehmungen.
In dem Sinne wie sich diese landschaftlichen Bildwerke weit jenseits
dem Zwang konkreter Ortspositionierung bestimmen, so verlassen
sie auch zu stark definierende Zeitzuordnungen. Das "Hier und Jetzt" dieser
Bilder ist gleichsam jederzeit möglich, aber nicht im Sinne einer
definierenden Eingrenzung, sondern als über die konsequente Arbeit
an der Zuasammenschau ermöglichte Betrachterzuordnung.
Hat die "wilde" Malerei der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts
vor allem die Schranken zwischen gegenständlicher und ungegenständlicher
Malerei bzw. Grafik niedergerissen und den individuellen Situationsausdruck
in Verbindung mit vorgefundenen Bildprägungen propagiert, so bestimmen
Heinz Göbels Bildwerke hier einen konsequenten Erweiterungsschritt:
Bei aller Intensität des Ausdrucks, bei aller selbstverständlichen
Verbindung unterschiedlicher polarer Bestimmungen geben sie dem Betrachter
primär Raum – einen Raum, der ihm durch die Jahrhunderte
lange Auseinandersetzung des Menschen mit Landschaft grundsätzlich
bekannt ist, der ihm zugleich vielfältigsten Platz für individuelle
Entdeckungen bietet. Es ist ein Raum, der konkret angreifbares vorstellt,
sich aber noch vor dem Zugriff menschlicher Bestimmungsgrenzen befindet – eine
landschaftliche Bildraumanregung, die dem Betrachter die Faszination
jener Kräfte vermittelt, die auch sein Leben mitbestimmen.
Die Bildwerke von Heinz Göbel konzentrieren diese "landschaftlichen" Kräfte
zu immer neuen bildhaften Formationsannäherungen; sie führen
uns immer wieder von neuem vor – im Sinne von Friedrich Schlegl
- : "Die Kunst ist die Natur der Natur".
HEINZ GÖBEL
1947 in Salzburg geboren
1967-72 Studium an der Akademie der
bildenden Klinste, Wien, mag.art
1974-75 neunmonatiges Ägyptenstipendium
Lebt als freischaffender Maler
in Frankenburg/OÖ
Einzelausstellungen (Auswahl ab 1990)
1990 Galerie Moser, Giaz
Galerie Ammering, Ried
Galerie Medlo, Kronstorf
1991 Galerie Roßstall, Lambach
Galerie Hämmerle, Bregenz
1992 Galerie Harthan, Stuttgart
Galerie Slama, Klagenfurt
Galerie Weidan, Schärding
Galerie Walther, Düsseldorf
1993 Galerie Contact, Wien
Galerie Moser, Graz
Galerie Welz, Salzburg
1994 Galerie Schwedenkate, Eutin
Gut Gasteil, Prigglitz
Galerie im Stadtturm, Braunau
Galerie Jeroch, Hannover-Langenhagen
1995 Galerie Walther, Düsseldorf
OÖ-Kunstverein, Ursulinenhof, Linz
Galerie Weidan, Schärding
Galerie La Cite, Luxemburg
1996 Galerie im Lebzelterhaus, Vöcklabruck
Galerie Ammering. Ried
Galerie Slama, Klagenfurt
1997 Galerie Walther, Düsseldorf
Stadtturmgalerie, Schwanenstadt
Galerie für Gegenwamkunst, Bonstetten-Zürich
Galerie Depelmann, Langenhagen
Kraftwerk Garsten, St. Ulrich
1998 Galerie Contact, Wien
Stadtmuseum Deggendorf, Deggendorf
Galerie Welz, Salzburg
Galerie Hausrack, Altenhof
1999 Galerie Thiele, Linz
Galerie Schwedenkate, Eutin
Gut Gasteil, Prigglitz
Haus der Kunst, Graz
2000 Galerie Schloß Puchheim, Attnang-Puchheim
Galerie Art Forum, Oldenburg
Galerie in der Schmiede. Pasching
Galerie für Gegenwartskunst, Bonstetlen-Zürich
1947 in Außerdem zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen
1967-72 und Messeteilnahmen im In- und Ausland.
Werke im öffentlichen Besitz.
Preise
1977 Förderungspreis des Salzburger Kunstvereins
1978 Staatsstipendium für Malerei
1980 Preis beim 17- Österr. Graphikwettbewerb,
Innsbruck
1981 Bronzemedaille beim Internationalen Preis
für Aquarell, Rom
1982 Ankaufspreis beim zweiten Römerquelle
Kunstwettbewerb, Wien
1983 Goldenes Verdienstzeichen der Republik
Österreich
1987 Ankaufspreis der Sladt Salzburg beim
Traklwettbewerb
1992 1. Prcis, kiwanis Druckgraphikwettbewerb
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