Ausstellungsliste nach Galerien
 Ausstellungsliste nach Künstlern

Jakob Gasteiger


 GALERIE AM STEIN
 04.10. - 21.12.2013

 



Bild

Jakob Gasteiger

Arbeiten auf Leinwand
Jakob Gasteiger hat sich als solitäre Position in den 1980er-Jahren vom allgemeinen Kanon des Neoexpressionismus distanziert, indem er einen minimalistisch abstrakten Weg in seiner Malerei eingeschlagen hatte. Dabei spielte Monochromie, die Farbe als opake Struktur der Bildfläche und das prozessuale Moment abseits des emotionalen persönlichen Gestus eine gewichtige Rolle. Diese Eigenschaften finden sich ebenso bei den Protagonisten der Radikalen Malerei, allen voran bei Marcia Hafif, Günter Umberg und Joseph Marioni, die Malerei als analytische Praxis forcieren. Im Englischen gibt es für Farbe zwei differenzierte Begriffe: Colour (als optischer Wert) und Paint (als taktiler Wert). In diesem Wechselspiel befinden sich die Bilder jener Künstler. Gemein ist ihnen auch eine Stille und Leere, eine Verweigerung gegenüber Bildinformation und Ausdruck des Künstlers als Kreators. Zentral ist ebenso die faktisch objekthafte Wirklichkeit des Kunstwerks, ein artifiziell geschaffenes Ding unter anderen Dingen und kein Mediator inhaltlicher, illusionärer oder metaphysischer Informationen.

Entscheidend ist stets die handwerkliche Machart der Malerei: Jakob Gasteigers Gestus beschränkt oder konzentriert sich meist auf einen durchgehenden Zug des Kamms durch die Farbpaste, die auf dem Bildträger zuvor aufgetragen wurde, wodurch eine anonyme mechanische Machart im Vordergrund steht. Der individuelle Duktus scheint zur Gänze zurückgenommen. Aus dieser klassischen Perspektive – wie etwa Rembrandt oder de Kooning den Pinsel führen – ist der Begriff des Malens bei Gasteiger nur schwer anwendbar, trotz aller malerischen Qualitäten und Effekte, die auf der Bildfläche sichtbar werden. Vielleicht könnte man besser vom Bilder „machen“ oder „produzieren“ sprechen, ohne aber den persönlichen Impetus, den körperlichen Einsatz des Künstlers im Arbeitsprozess auszuschließen. Der Zug des Kamms ist im Endprodukt evident, die Spur sichtbar. Manchmal integriert Gasteiger Dynamik und Schwung in seine Bilder, in dem er Bögen und Kreisformationen mit seinem Instrument in die Farbpaste zieht. Der ganze Körpereinsatz gegenüber der zähen Widerständigkeit der pastos aufgetragenen Malschichte ist eingeschrieben.

Arbeiten auf Papier
Seit den 1980er-Jahren bis heute begleiten Arbeiten auf Papier Gasteigers malerische Arbeiten. Favorisierter Werkstoff ist hierbei das Kohlepapier, das aus seinem funktionellen Kontext für die Schreibmaschine entrissen wurde. Zuerst entstanden noch serielle Kompositionen innerhalb des Bildgevierts, im minimalistisch geometrischen Formenkanon. In der Folge übertrug Gasteiger diese Vorgangsweise auf die Wand, markierte vorwiegend markante innenräumliche Zonen, wie etwa vorspringende Mauersegmente oder Wandflächen, die von barocken Gesimsen eingegrenzt waren. Der Künstler hat zum Beispiel im Rahmen der heurigen Biennale die Venezia einen Raum des Palazzo Bembo nahe der Rialtobrücke mit einer monumentalen Wandinstallation mittels Kohle- und Seidenpapiere versehen. Im Unterschied zu den älteren Werkbeispielen – meist im strengen Raster strukturiert – fällt die aktuelle Arbeit entschieden offener aus, offener im Sinne der prozessualen Markierungen des Machens. Die Kleistersubstanz hat sich während des Auftrags der Papiere auf die Wand mit deren Farbstoff vermengt und ihre ursprüngliche schwarze Farbe ins Blau gewandelt. In feinen Kaskaden sind sie die Wand heruntergeronnen,  und haben sogar den Boden benetzt. Der Künstler lässt bewusst all diese Spuren stehen, überlässt das Werk sich selbst, das seine eigenen Spuren zieht. Heterogenität der Arbeit tritt auch in der unterschiedlichen Farbwahl der Papiere auf. So ergeben die rötlichen Seidenpapiere eine feurige Atmosphäre, im diametralen Verhältnis zum tief dunklen Blau und massiven Schwarz. Dieses dichte Schwarz vermittelt den Eindruck von extremer Schwere und Massivität, die den Raum optisch erfüllt.