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Patrick Schmierer / Robert Schuster

 GALERIE 422
 02.03. - 07.04.2013

 

Vernissage: am Samstag, dem 02. März 2013, um 11:00 Uhr




Patrick Schmierer - Abstrakte Malerei
Robert Schuster
- Neue Malerei

ROBERT SCHUSTER:

1962 in Braunau/OÖ geboren

Studium: Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Mozarteum Salzburg

Der österreichische Künstler Robert Schuster markiert seit bald drei Jahrzehnten eine künstlerische Position, die konsequent vorführt, was Malerei alles sein kann. Das bisherige Werk zeigt eine offene und experimentelle Bezugnahme auf alle Teile des visuellen Komplexes Malerei, in dem Schuster eine offene Recherche über fundamentale Überlegungen zur Bildlichkeit und zum historischen Verhaltensrepertoire der Malerei an sich vollzieht.

Im Sinne eines 2000 veröffentlichten Aufsatzes von Jens Peter Koervers über Grundcharakteristika des „new painting“ kennzeichnet Robert Schuster ein reflektiertes Bildbewusstsein, das die Malerei nicht als traditionsgegeben begreift, sondern sich der Bedingtheit dessen, was wie selbstverständlich Bild genannt wird, bewusst ist. Die Bildkompetenz Schusters umfasst dabei auch eine Vielzahl an differenzierten Produktionsprozessen und materialanalytischer Erkenntnisse, die im Prozess der Bildentstehung einer Visualisierung von unterschiedlichen Methoden gleich kommen.

Robert Schuster hat sich nach ersten durchaus motivorientierten und im Kontext der neuen Malerei der 1980er Jahre anzusiedelnden Formulierungen sukzessive mit dem Malen selbst beschäftigt. Was Schusters Arbeit bislang in besonderer Weise auszeichnete, ist, dass seine Systemanalyse von Malerei mit einer permanenten Erweiterung des künstlerischen Standpunkts verbunden war. Das künstlerische Interesse implizierte schon bald auch verschiedene ökonomische und soziologische Fragestellungen innerhalb des Betriebssystems Kunst. Die Recherche über Malerei konnte bei Schuster somit sowohl eine monochrome Malerei auf Leinwand einschließen, wie die Aufgabe des Pinsels zugunsten von Musterwalzen (aus dem handwerklichen Kontext) ebenso wie die Organisation einer Theorieveranstaltung über Malerei in architekturbezogenen Kontexten.

Gerade die jüngsten Werke machen deutlich, wie sehr Robert Schuster von parallelen Bildsystemen ausgehend arbeiten kann, ohne für sich selbst formale oder konzeptuelle Gegensätze zu formulieren. Vertraut mit den vielfältigen Codes der Gegenwart kann er sich flexibel zwischen den unterschiedlichen Bildarealen bewegen (Jens Peter Koervers) und eine umfassende Visualität, die eine differenzierte Bildlektüre ermöglicht, ausspielen. Jedes Bild erscheint als künstlerische Handlung und malerische Situation, welche im Akt des Sehens sukzessive miteinander verflochten werden. Robert Schusters Malerei ist dabei gleichermaßen anonymisierende wie identifizierbare Bildsprache, die aus der Reibung zwischen analytischer Konzeptebene und expressivem Gehalt die kritische Spannung seiner künstlerischen Position gewinnt.

PATRICK SCHMIERER:

1972 in Schärding/OÖ geboren

Studium: Akademie der Bildenden Künste Wien,
Performative Kunst und Bildhauerei bei Prof. Monica Bonvicini
und abstrakte Malerei bei Prof. Erwin Bohatsch
Philosophie und Publizistik, Universität Wien,
Diplom: „Das Original, seine Kopie und die Fälschung mit Blick auf die Bildende Kunst im 20. jahrhundert“ bei Prof. Konrad-Paul Liessmann

Das Neue an der aktuellen malerischen Abstraktion, wie sie in den Arbeiten Patrick Schmierers realisiert wird, ist „ihre inhaltliche Ungebundenheit und die überwältigende ästhetische Bandbreite“, stellt der Kritiker Sven Drühl fest.
Patrick Schmierer führt in seinen jüngsten Arbeiten die Auseinandersetzung mit Farbe, Materialität und die Hinterfragung des Bild-Objekt-Status konsequent weiter. Den Verlauf der Farbe überlässt er zum Teil der Schwerkraft: das Fließen löst den Pinsel ab. Schnurgerade geflossene Farblinien sind teils vereinzelt und in Abstand voneinander positioniert und heben sich vom hellen Bilduntergrund ab, teils ist die vertikale Reihung so drastisch verdichtet, dass kein Blick auf das Dahinter mehr durchdringt. Schmierers Entscheidung, das klassische Tafelbild in die Dreidimensionalität zu öffnen, zeigt sich ebenso wie die in seinem Werk vielfach umgesetzte Verbindung von Funktionalität und Ästhetik in einer Serie kleinformatiger Arbeiten: wie Harz aus einem Baum tropft die Farbe aus jener Bohrung, die gleichzeitig der Aufhängung des Bildes dient. Am unteren Bildrand ragt der getrocknete und verhärtete Tropfen als Farbnase über den Bildträger hinaus: eingefrorene Bewegung, Stillstand der Zeit.
Der präzise Umgang mit den Faktoren Zeit und Viskosität der Farbe ist auch charakteristisch für eine Technik, die Schmierer für eine großformatige Gruppe von Arbeiten entwickelt hat: hier wird die flächig (quadratisch) auf weißem Bildgrund aufgetragene Farbe durch Rinnsale von Lösungsmitteln so ausgewaschen, dass sie in unterschiedlich kräftigen Schlieren über das Bild zieht und das Portrait einer Farbe in unterschiedlichen Schattierungen erzeugt – innerhalb des kurzen Zeitraums bis das Farbmittel getrocknet und unveränderlich geworden ist. Nicht zufällig erinnern diese Arbeiten an jene Fotografien, denen wir beim Entwicklungsprozess zusehen können: Polaroids.
Ein experimenteller Umgang mit der Logik des eingesetzten Materials kennzeichnet die so genannten „asteroids“: Silberlack lässt die kleinen, sehr tiefen Arbeiten aus leichtgewichtigem Balsaholz wie schweres Metall wirken, in dem Einschläge von Himmelskörpern ihre Spuren hinterlassen zu haben scheinen. Spielerisch widmet sich Schmierer bildimmanenten Fragen der Malerei, wobei das Bild durch seinen erweiterten Raumbezug stets mit dem Objektstatus kokettiert.
Die Ausstellung gewährt Einblick in die Vielfalt an Medien und Techniken im Werk Schmierers, das sich in konsequenter Indifferenz nicht festlegen lässt und vielmehr eine ästhetische Bandbreite aufweist, die sich von der Bleistiftzeichnung kristalliner Formen bis zu architekturähnlichen Objekten aus Holz bewegt.