Herbert Achternbusch
hat in gleich
drei Kunstsparten eine unverwechselbare Handschrift entwickelt:
als Filmemacher, Schriftsteller (Romane, Theaterstücke,
Drehbücher, Kinderbücher), und nicht zuletzt/zuerst
als Maler.
Seine medial größte Publizität erreichte Herbert
Achternbusch sicherlich durch seine Filme in den 70er und vor allem
80er Jahren (wobei ihm ungewollterweise - eine Ironie des Künstlerschicksals
- ausgerechnet das Verbot des Filmes "Das Gespenst" die
meisten Schlagzeilen und zudem eine Menge Ärger einbrachten),
doch darf man hierbei keineswegs vergessen, dass es vor allem die
Malerei war, mit der Achternbusch seine künstlerische Laufbahn
begann und zu der er nun letztendlich wieder verstärkt in
den letzten Jahren zurückkehrte.
Kurzbiografie
Geboren wurde Herbert Achternbusch in München am 23. November
1938. Zunächst trug er den Namen Herbert Schild, ehe 1960
ihn sein Vater Adolf Achternbusch, ein Münchner Zahnarzt,
adoptierte.
Die ersten Lebensjahre zieht ihn seine Mutter allein auf - sie
arbeitet als Sportlehrerin beim TSV 1860 München. Weitere
Jahre verbringt er bei seiner Großmutter in Breitenbach (Bayerische
Wald). In nahegelegenen Mietraching besucht er die Volksschule,
1948 wechselt er aufs Gymnasium in Deggendorf. 1960 Abitur. 1960/61
immatrikuliert er sich an der Pädagogischen Hochschule München-Pasing.
1961 wechselt er zum Studium der Malerei an die Kunstakademie
Nürnberg.
1963 Umzug nach München. Da er von seinen Bildern zunächst
nicht leben kann, verdient er den Lebensunterhalt für sich
und seine Familie durch diverse Gelegenheitsjobs, u.a. als Zigarettenverkäufer
beim Münchner Oktoberfest.
1964 veröffentlicht die Literaturzeitschrift Akzente erste
Gedichte, ferner entstehen Serien von monochrom dunklen Bildern
sowie Radierungen.
1966 Teilnahme am Herbstsalon im Münchner Haus der Kunst.
1967 Lesungen in Pilsen und Prag (u.a. mit Günter Eich und
Ilse Aichinger). Es entstehen zwar noch Holzplastiken, doch beendet
er 1969 das Malen für 15 Jahre und wendet sich überwiegend
Literatur und Film zu.
1969 schreibt er seinen ersten Erzählband "Hülle".
Durch Vermittlung von Martin Walser erscheint das Buch im renommierten
Suhrkamp Verlag, wo in den nächsten Jahren eine Reihe von
weiteren Publikationen folgt, die Achternbusch später unter
dem Motto "Du hast keine Chance, aber nutze sie" zusammenfasst.
1971 erscheint sein erster Roman "Alexanderschlacht" (weitere
Titel siehe Auswahlbibliografie).
Nachdem er bereits 1973 in Volker Schlöndorffs Film "Aufenthalt
in Tirol" die Rolle eines Dorfschullehrers spielte, dreht
Achternbusch, von Jugend an kinobegeistert, 1974 seinen ersten
Spielfilm "Das Andechser Gefühl" und übernimmt
dabei - wie übrigens bei den meisten seiner kommenden Filme-
eine Hauptrolle und die Rolle des Produzenten, ferner verfasst
er das Drehbuch.
In den nächsten 25 Jahren entstehen -mit meist geringsten
finanziellen Mitteln- insgesamt 27 höchst phantasiereiche,
eigenwillige und stets bemerkenswerte Spielfilme (siehe Filmografie),
die ihm einerseits Anerkennung und etliche Preise, andererseits
aber auch Ärger bescheren.
Ungewollt erregt er 1983 mit dem Film "Das Gespenst" großes
mediales Aufsehen, da dieser Film (wegen dem Vorwurf der Verletzung
religiöser Gefühle) zunächst nicht freigegeben wird
(in Österreich bleibt der Film bis dato weiterhin verboten).
Gegen die damit einhergehende Einbehaltung der letzten Rate des
Bundesfilmpreises durch den deutschen Innenminister strengt Achternbusch
einen Prozess an, den er nach mehreren Jahren für sich entscheidet.
Neben dieser erstaunlichen Produktivität an Büchern,
Theaterstücken und Filmen beginnt Achternbusch ab 1984 wieder
verstärkt zu malen.
Es entstehen umfangreiche Bilderserien wie "Die Föhnforscher" (1984), "Die
blaue Blume" (1984), "Eingeborene" (1987/88), "Der
Stiefel und seine Socken" (1991), "Ab nach Tibet" (1993), "Arschi" (1993), "Takla
Bash" (1996), "Weisse Flecken" (1998/99) "Afrikanischer
Roman" (2002), um nur einige zu nennen. Auch seine Bücher
sind ab 1984 vermehrt reich mit seinen Bildern illustriert oder
stellen gar eine Kombination von Text und Bild her (z.B. "Das
Buch ARSCHI" oder "Die Reise zweier Mönche").
In den letzten Jahren scheint es um Herbert Achternbusch ruhiger
geworden zu sein - die Betonung liegt jedoch auf "scheint".
Zwar hat er seine filmischen Tätigkeiten ein wenig zurückgestellt,
doch immerhin zeigen sowohl ARD wie auch 3sat einige seiner früheren
Filme, ferner widmet ihm ARTE einen ganzen Themenabend, der BR
strahlt mehrfach ein halbstündiges Interview aus. Die Arbeiten
fürs Theater sind seltener geworden und die Bücher dünner
(die letzten 5 Publikationen nennt Achternbusch selber nur noch "Hefte" statt
Bücher), doch dafür widmet er die freigewordenen Kräfte
nun überwiegend der Malerei und einer zunehmenden Ausstellungstätigkeit.
Herbert
Achternbusch arbeitet und lebt in München und im Waldviertel.
Filmografie
1970: Das Kind ist tot (Kurzfilm)
1971: 6. Dezember 1971 (Kurzfilm)
1974: Das Andechser Gefühl
1975: Die Atlantikschwimmer
1976: Bierkampf
1976: Herz aus Glas
(Drehbuch: Herbert Achternbusch; Regie: Werner Herzog)
1977: Servus Bayern
1978: Der junge Mönch
1979: Der Komantsche
1980: Der Neger Erwin
1981: Das letzte Loch
1982: Der Depp
1982: Das Gespenst
1983: Die Olympiasiegerin
1983: Rita Ritter
1984: Wanderkrebs
1985: Blaue Blumen
1985: Die Föhnforscher
1986: Heilt Hitler
1987: Punch Drunk
1988: Wohin?
1989: Mix Wix
1989: Hick's Last Stand
1990: Niemandsland
1991: I Know The Way To The Hofbrauhaus
1993: Ich bin da, ich bin da
1994: Ab nach Tibet
1994: Hades ade (Kurzfilm)
1995: Hades
1997: Picasso in München
1998: Neue Freiheit - keine Jobs
Bibliografie (Auswahl, nach Verlagen geordnet)
Suhrkamp:
1969 - Hülle
1970 - Das Kamel
1970 - Die Macht des Löwengebrülls
1971 - Die Alexanderschlacht
1972 - L'etat c'est moi
1973 - Der Tag wird kommen
1973 - Die Stunde des Todes
1977 - Land in Sicht
1978 - 1969/Die Alexanderschlacht/Die Atlantikschwimmer
1978 - Es ist ein Leichtes beim Gehen den Boden zu berühren
1981 - Der Neger Erwin. Filmbuch
1981 - Das Haus am Nil
1982 - Die Olympiasiegerin
1982 - Das letzte Loch. Filmbuch
1982 - Revolten
1983 - Servus Bayern. Filmbuch
1983 - Der Depp. Filmbuch
1983 - Wellen
1984 - Die Olympiasiegerin. Filmbuch
1984 - Weg Zweitausendeins
1983 - Das Gespenst. Filmbuch
1983 - Wind
1984 - Wanderkrebs. Filmbuch
1984 - Die Föhnforscher. Filmbuch
1987 - Die blaue Blume
Kiepenheuer & Witsch
1985 - Breitenbach
1987 - Das Ambacher Exil
1988 - Wohin?
1990 - Mixwix Fischer
1992 - Es ist niemand da
1995 - Hundstage
1996 - Die Einsicht der Einsicht. Theaterstücke Verlag G. Hatje
1994 - Das Buch ARSCHI
Goldmann
1995 - Was ich denke
1996 - Ich bin ein Schaf Hanser
1997 - Der letzte Schliff Bibliothek der Provinz
1995 - Dschingis Khans Rache
1995 - Hinundherbert. Ein immerwährender Kalender
1997 - Guten Morgen. Kinderbuch
1998 - Der Karpfn. Kinderbuch
1998 - Misslungen. Drehbücher
1998 - Schlag 7 Uhr
1998 - Weisse Flecken. Bilder
1999 - Die Reise zweier Mönche
2000 - Alexanderschlacht. Gesamtausgabe I
2001 - Ist es nicht schön zu sehen wie den Feind die Kraft
verläßt
2002 - Das Haus am Nil. Gesamtausgabe II
2002 - Von Andechs nach Athen. Bilder und Texte
2003 - Liebesbrief
2003 - Schnekidus
2003 - Mein Vater heißt Dionysos
2003 - Ich als Japanerin
2004 - Ein Wikinger
Bücher über Herbert Achternbusch
1982 - Jörg Drews (Hg.): Herbert Achternbusch. Suhrkamp
1984 - P.W.Jansen, W.Schütte (Hg.): Herbert Achternbusch.
Hanser
(Reihe Film Bd.32)
1988 - Marina Schneede, Matthias Klein(Hg.):
Herbert Achternbusch. Der Maler
1992 - Saarländische Künstlerhaus, Saarbrücken:
Drei Künste
(Ausstellungskatalog)
Graf Franz
geboren 1954 in Tulln, NÖ
lebt und arbeitet in Wien
Seit Herbst 1997 Gastprofessur an
der Universität der Bildenden Kunst "Franz Graf zählt zu den wichtigsten Vertretern einer
neokonzeptuellen Haltung, die der Künstler mit Heimo Zobernig,
Gerwald Rockenschaub, Erwin Wurm, Eva Schlegel, Brigitte Kowanz
und anderen teilt.
Franz Grafs primäres Konzept basiert auf einer Verkettung
und Überschneidung unterschiedlicher oft entgegengesetzter
Medien, wie Zeichnung, Photographie und Installation, die zu einer
neuen offenen Struktur im Werk führen. Deren motivische Bestimmung
ist ebenso von einer großen Bandbreite bestimmt. Abstraktion,
Ornamentales, Figuratives, Symbolisches, Emblematisches bis zur
konkreten Abbildung der Wirklichkeit mit der Kamera.
Die am häufigsten auftretenden Motive sind radial gezeichnete
Formen, die zum einen Stilmerkmale des abstrakt Geometrischen zeigen,
zum anderen an Ornamente oder an stilisierte Gegenstände erinnern:
Tortenuntersatzpapiermuster, Blumenformen, Sägeblätter,
Ahornblätter oder Fächerartiges im figuralen Scherenschnittmuster.
All das wird mit dem Bleistift präzise auf die transparente
Bildfläche gesetzt."
Florian Steininger |