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Walter Schmögner

Zeichnungen

 GALERIE CHOBOT
  30.04. - 05.06.2014




Vernissage: am Dienstag, dem 29. April 2014, um 19:00 Uhr

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Illustrator und Cartoonist, Bildhauer und Objektkünstler, Maler und Zeichner, vor allem Zeichner – nichts hält den geistigen Kosmos von Walter Schmögner so sehr zusammen, wie der zittrige Strich des Zeichners Schmögner; er ist das formale Äquivalent einer unverständlichen Welt, die von zerbrechlichen Wesen bevölkert wird.

Sein Werk läßt sich nicht in scharf voneinander getrennte Segmente unterschiedlicher Funktionen, Gattungen und Techniken teilen. Die Karikatur ist ebenso eine Klammer wie das durchgängige Thema der absurden Fremdheit und Unbehaustheit der die Bildwelt Schmögners bevölkernden Wesen. Diese insektenhaften Gestalten und zerbrechlichen Figuren geben das Modell für das Gesamtwerk ab: eine Symbolfigur des Menschen im Zustand der Nichtigkeit. Selbst in den analen Fantasien der Schmögnerschen Erotika ist das Fleischliche zugunsten der seltsamen, spindeldürren und hauchzarten Wesen unterdrückt. Sie haben mehr mit Spinnen, Fliegen und Libellen zu tun, als mit Menschen aus Fleisch und Blut. Nicht zufällig interessieren Walter Schmögner auch die pralle Schweinsblase und die saftige Birne erst dann, wenn sie vertrocknet, verdorrt oder verschimmelt sind.

Zu guter Letzt ist der Witz in des Wortes doppeltem Sinn ein das gesamte Schaffen des Künstlers zusammenfassender Nenner. Es liegt im Charakter Schmögners, dass er nie gemein oder bösartig, nie zynisch oder gehässig ist. Er hat den Blick des Weisen, er findet die Welt immer schon seltsam und komisch, nicht tragisch und abstoßend. Schmögner liebt den Menschen und versucht, ihn zu verstehen – auch und insbesondere dann, wenn er dessen Schwächen und unergründliche Leidenschaften und Ängste zum Thema der Kunst erhebt.

Man kann nicht über Walter Schmögner sprechen, ohne seine unerschöpfliche Phantasie zu preisen. Nur der frühe Kubin ist ihm an Imaginationskraft und geistiger Unabhängigkeit gleichwertig. Doch teilt Schmögner nicht Kubins Pessimismus und dessen Verachtung der Welt. Seit bald fünf Jahrzehnten erfindet Schmögner Sujets und Objekte, die in der Kunstgeschichte schlechterdings ohne Vorbild sind. Das macht ihn stark, unvergleichbar und eigenständig.
Walter Schmögner gehörte nie zur PopArt, nie zum Minimalismus oder zur Konzeptkunst. Er ist kein Neuer Wilder, kein Neo-Expressionist. Die Gegenständlichkeit seiner Zeichnungen und Bilder verankert ihn in keiner wie auch immer gearteten Weise in eine der Realismusdebatten der 70er Jahre. Schmögner war von Beginn an Einzelgänger, und er ist es geblieben. Obwohl selbst bestens informiert über alles, was in der Kunst geschieht, arbeitet er konsequent an seinem eigensinnigen Bilderkosmos, den er mit dem Weltbild bebildert: der Mensch ist kein Säugetier, sondern ein Insekt.
Ein Insekt, das meint nicht nur dessen äußere Gestalt. Viel tiefer gehend meint es dessen Existenz, seine Nichtigkeit und Zwecklosigkeit. Aber dieses Menschen-Insekt erschlägt Schmögner nicht, im Gegenteil. Er stellt es unter den besonderen Schutz seiner künstlerischen Aufmerksamkeit.
Spinnen und Insekten bedürfen unseres Schutzes, weil sie Artverwandte des Menschen sind. Dies ist es, was Schmögners Kunst sagt: gleich, ob er malt, zeichnet, Objekte schafft oder Bücher schreibt. Dies ist auch der tiefe Humanismus, der Schmögners Denken leitet, wenn sein Stift über das Papier fährt oder der Pinsel die Leinwand bestreicht.

Aus „Der Mensch ist ein Insekt“ von Klaus Albrecht Schröder