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Karl Anton Fleck

Der Bilderwerfer

 GALERIE CHOBOT
 09.11. - 23.12.2006

Vernissage: am Donnerstag, 9. November 2006, um 19.00 Uhr


Eine bisher wenig wahrgenommene Werkgruppe des Malers und Graphikers Karl Anton Fleck (1928–1983) ergänzt das Schaffen dieses österreichischen Künstlers, der sich beharrlich jeder Kategorisierung und jeder Vereinnahmung widersetzt hatte. So wenig wie er persönlich gewillt war, sich den Gegebenheiten seiner Zeit anzupassen, so wenig passt sein fotografisches Vorgehen in die Schemata von Fotogeschichte oder fotografischer Phänomenologie. Nur in den wenigen Jahren zwischen 1965 und 1969 entstand ein schmaler Corpus von Fotografien, die alle im Zusammenhang mit filmischen Experimenten des Künstlers angelegt wurden. Hier kommt ganz besonders deutlich die subversive Haltung von Karl Anton Fleck zum Tragen, die sein künstlerisches Werk wie auch sein Leben bestimmt hat: gleichsam wie in Doppelbelichtungen und Überlagerungen führte er eine Existenz in Parallelwelten, ein Sein jenseits aller bürgerlichen und künstlerischen Parameter, eine Selbsterfahrung zwischen subtiler Empfindsamkeit und trotziger Aggression. So passen auch die als Relikte im Nachlass aufgefundenen Fotografien weder in seine zeichnerische Konzeption, noch in die Nähe seines malerischen Werkes, noch in die ferneren und näheren Sphären seiner sonstigen Obsession wie Jazz-Musik oder Lyrik.

Karl Anton Fleck ist eine Transformator und Projekteur. Wie ein Bilderwerfer, ein Filmvorführer, der sich nicht für einen Kinostreifen, ein lichtes Bild, einen Schattenriss entscheiden kann oder will, verändert er die Gültigkeit eindimensionaler Bilder in ein anderes, komplexeres Bildschema; seine Filmmontagen mögen dem Genre des Experimentalfilms zugeordnet werden oder der konzeptuellen Fotografie angenähert erscheinen – sie bleiben dennoch Zeugnisse eines Grenzgängers, der in ihnen Vieles und Heterogenes seiner Zeit verwoben hat, von den poppigen Modeaufnahmen einer koketten Minirock-Generation über rätselhafte Bilder der Grausamkeit aus vagen Horrorszenarien bis zu verunsichernden, mimetischen Gesichtsveränderungen. Er bedient sich der in Fotografie und Film seit dem Surrealismus verfügbaren Techniken der Montage, Überlagerung, der Positiv-Negativ-Umkehrung und einer in seiner Bildsprache immer auftauchenden Strategie der Akzentuierung der Inhalte durch Verdoppelung, durch Spiegelung, durch drastisches Nachzeichnen, durch heftiges Konturieren.

Das fotografische Werk ist damit eine Art fragmentarische Schürfarbeit im künstlerischen und existenziellen Dasein von Karl Anton Fleck – ein Vermächtnis, das der Sichtbarkeit und der Exegese erst zugeführt werden muss.

Dr. Margit Zuckriegl