Markus
Krottendorfer (Fotografie) und Daniel Pitín (Malerei) beschäftigen
sich in der aktuellen Ausstellung mit dem Thema der "Neuen
Heimat". Es sind dies konkrete Orte in China, die Markus Krottendorfer
neben den, großflächig für den Staudamm am Jangtsekiang
abgerissenen Millionenstädten, fotografiert. Planmäßig
angelegte Reihenhaussiedlungen, Villen mit Vorgärten, sowie
auf dem Reißbrett entstandene Agglomerationen erscheinen
auf diesen Fotografien als von Menschen geschaffene Räume,
in denen die "Neue Heimat’" einem verwirklichten
Traum gleichen soll. Regie führt die Staatsmacht, wobei die
standartisierten Wohnsiedlungen in ihrer Uniformität eher
an ein anonymisiertes Leben, Isolation und rigide Kontrolle denken
lassen.
Hollywood führt Regie im adrett in Szene gesetzten Aufbruch,
den der "amerikanische Traum" für Daniel Pitin darstellt.
Filme, die in verführerischen Bildern von wahrer Liebe in mondänem
Ambiente erzählen oder Einblicke in jäh aufbrechende Abgründe
geben, wie zum Beispiel Hitchcocks "Psycho" und seine apokalyptische
Vision in "The Birds", faszinieren den jungen, aus Prag
stammenden Maler. Pitin erforscht in seiner Malerei das Innere dieser "neuen
Heimat". Seiner Bilder zeigen Versatzstücke aus Hollywoods
Traumfabriken, seelenlose Interieurs aus dem Niemandsland der Studios
und Filmdekorationen.
Beide Künstler beleuchten veschiedene Seiten dieser Träume
von der "Neuen Heimat". Markus Krottendorfer richtet den
Blick nach außen auf die Architektur der gebauten Symbole gesellschaftlicher
und sozialer Veränderungen, die für die einzelnen Menschen
Geborgenheit, Zusammengehörigkeit und Identität repräsentieren
sollen. Seine Fotografien geben ein eindrückliches Zeugnis von
der gewaltigen menschlichen und räumlichen Zäsur ab, deren
bildhafte Repräsentation apokalyptisch anmutende Abrißstädte
sind. Die Endzeitstimmung lädt sich, ähnlich wie im zerstörerischen
Umbruch großer Revolutionen, mit dem Pathos des Neubeginns
in der besseren Zukunft, der Neuen Heimat, auf. Daniel Pitin richtet
seinen Blick auf inszenierte Bilder bereits mediatisierter Innerlichkeit.
Wo wir Familie, Behaglichkeit und Nähe erwarten, finden wir
Beziehungslosigkeit, Einsamkeit und Isolation. Pitíns verwischte
Szenografien fixieren das Fragwürdige und Unheimliche der filmischen
Glücksversprechungen. Seine Menschen wirken wie verlorene Wegelagerer
am Rande des "Boulevards of Brooklyn Dreems", allein gelassen,
verlassen in gesichts- und geschichtslosen Räumen.
Markus Krottendorfer |
*1976, lebt und arbeitet in Wien |
2004 |
"double game / triple gain", Charim Galerie, Galerie
SixFriedrichLisaUngar, Salzburg, Österreich |
2003 |
"under construction", Museum der Moderne – Rupertinum,
Salzburg / Österreich |
2003 |
Patricia Chen, Markus Krottendorfer. Pool level 175. Kunstforum
Montafon, Schruns / Österreich |
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Daniel Pitin |
*1977, Prag. Lebt und arbeitet in
Prag |
2003 |
Malerei, Dekorative Kunst, Industrie Palast, Prag
Malerei, Motion Picture, Galerie FUTURA, Prag |
1999 |
Malerei, Leinwände und Bildschirme, AVU Galerie, Prag |
1993 |
Malerei, Biennale in Altkirch, Frankreich |
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