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DIESSEITS UND JENSEITS DES TRAUMS

100 Jahre Jacques Lacan

 GALERIE CHARIM
 14. 9. - 14. 10. 2001

 

Eröffnung: Donnerstag, 13. September 2001, ab 19.00 Uhr
es spricht: Dr. August Ruhs


Teil 1: DIESSEITS DES TRAUMES
VALIE EXPORT, MARINA GRZINIC, INGRID WIENER

Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Neuen Wiener Gruppe / Lacan-Schule und dem Sigmund Freud Museum. Kuratiert von Brigitte Huck und August Ruhs.Die Neue Wiener Gruppe/Lacan Schule veranstaltet anläßlich des 100. Geburtstags von Jacques Lacan die Ausstellung ‚Diesseits und jenseits des Traums’, die von August Ruhs und Brigitte Huck kuratiert wird. Das Projekt wird in zwei Teilen und an zwei verschiedenen Orten durchgeführt. Der erste Teil findet in der Charim Galerie, Teil zwei im Sigmund Freud Museum statt.

An Hand des Themas Traum geht es um die letzte Schaffensperiode Lacans, die nach der Arbeit an den Repräsentanzen unserer Innen- und Umwelt im Sinne von Bild (Imaginäres) und Sprache (symbolische Ordnung) einer Theorie des letztlich nicht repräsentierbaren Realen gewidmet ist. Hier entwickelt Lacan auch an den Freud’schen Ansätzen weiterwirkend eine Konzeption des ‚Dings’, das den Objekten vorausgeht und den Ur-Grund der Erfahrung von Gegenständen und Sachverhalten entspricht. In diese Bereiche mündet auch der Traum, und zwar an dem Punkt, an dem er sich jeder weiteren Deutung verweigert. Freud hat dies den Nabel des Traums genannt, Lacan hat versucht, durch Anleihen aus der Mathematik und der Topologie die Koordinaten dieses Raums des Realen auszumessen.

Die Kunst hat ebenfalls immer versucht, über das Manifeste – auch des Traums – hinauszugehen und jene Tiefen auszuloten, von welchen man sich strenggenommen keine Vorstellungen machen kann, und die einem Unbewußten im strengsten Sinn des Wortes entsprechen. ‚Diesseits und jenseits des Traums’ ist somit auch eine Beschäftigung mit dem Manifesten und Latenten in der Kunst, mit den gleichermaßen mühevollen künstlerischen Versuchen, sowohl den Traum als auch das ‚hinter’ ihm Liegende bildnerisch und sinnlich erfahrbar einzufangen.

Der erste Teil der Ausstellung – diesseits des Traums – findet in der Charim Galerie statt.

Erstmals werden in Österreich die aus den letzten Jahren stammenden Traumzeichnungen von Ingrid Wiener gezeigt. Sie werden Traumszenen im filmischen Werk von Valie Export und der Videoarbeit ‚The Butterfly Story I’ der slowenischen Künstlerin Marina Grzinic gegenübergestellt. Ingrid Wiener zeichnet ihre Träume. Sie hält die Realität des Traums auf einem Blatt Papier fest. Die Erinnerungen kommentiert sie mit knappen, sehr offenen und humorvollen Texten, wobei es weniger um die Visualisierung anekdotischer Träume geht, als um das Aufspüren von Möglichkeiten und Grenzen des imaginären Sehens. Eine Filmsequenz aus Valie Exports ‚Unsichtbare Gegner’ zeigt eine beklemmende Traumszene, in der die träumende Haupdarstellerin Anna in Schlittschuhen durch urbane Nicht-Orte wandert. Der Skate-Walk endet in einem Take, der zeigt, wie ein Schlittschuh in einen weiblichen Oberschenkel schneidet und mit blutigen Kuven Linien auf eine Eisfläche gezeichnet werden. In Marian Grzinic’s Video begegnen wir den erotischen Träumen Mao Tse-tungs, durch die seine Geliebte Theda Bara geistert, eine der ersten Femme Fatale-Stereotypen des Spielfilms. Butterfly Story ist ein Reisebericht zu den Bildern, visuellen Assoziationen und Soundeffects Chinas, für den Grzinic die Linearität der Zeit aufhebt.