Im Zuge der Performance von L.A Raeven am 14. März in Wien
entstanden 3 Videofilme, Fotografien und weiteres Dokumentationsmaterial,
dass nun in der Galerie Charim gezeigt wird. Die Ausstellung
IDEAL INDIVIDUAL wird am Donnerstag, den 26. April 2001 um
19.00 Uhr eröffnet und ist bis 5. Mai zu sehen.
Lisbeth und Angelique Raeven haben via Annonce, die auch auf unserer
Einladungskarte zur Ausstellung abgebildet wurde, nach dem Idealen
Individuum gesucht: Height 170 cm, Hips: 82,..., Long and
Slender Arms of > 60cm, Underdevelopment of Secondary Sex, Loss
of Hair, Unusual Food and Drink habits ..... Die Angaben entsprechen
ihren Maßen und Lebensgewohnheiten. Die Annonce haben sie
bereits öfters geschalten und die Reaktionen waren natürlich
immer negativ. The Guardian verweigerte sogar den Druck.
Die Zwillinge, 1971 in Holland geboren, die u.a mit Jean Paul
Gaultier und Nan Goldin gearbeitet haben, setzen sich selbst, ihre
genetisch bedingt skeletthaft-dünne Erscheinung zum Standard.
Einerseits versuchen die beiden sich durch die Hilfe von Medien
und Mode ein persönliches Territorium zu schaffen in dem ihre
Erscheinung nicht ungewöhnlich ist, andererseits wollten sie
zeigen, das der androgyne Typ, der von der westlichen Welt zum Ideal
erkoren wurde, in Verbindung mit einem genetischer Defekt, oder
mit Esstöhrungen stehen kann.
Die Raevens stellen die Frage nach der Autonomie über den
eigenen Körper. Wer kontrolliert wie wir aussehen, wer sollte
und wie weite können wir gehen bis zur Selbstzerstörung?
Ist es ethisch vertretbar für ein Kunstpublikum sich Arbeiten
anzusehen, die aktiv für Anorexia geworben haben sie sogar
idealisieren?
Und ganz nebenbei geben sie offen zu, mit ihrer Egozentrik zu spielen
- all artists are obsessed with them selves meinen die beiden,
deren Arbeit schließlich ihre eigenen Essgewohnheiten und
ihre körperlichen Erscheinung evaluiert und beurteilt.
Immer wieder versuchen L. A Raeven im Rahmen von Vernissagen ihr
Publikum zu manipulieren, bei Witte de With, (Rotterdam / Februar
2001) befüllten sie Gläser, die verstreut in der Galerie
standen mit einer Flüssigkeit, die Weißwein in der Farbe
ähnelte aber die Essence ihres eigenen Körpergeruchs war,
der sich so langsam ausbreitete.
Bei de Appel in Amsterdam manipulierten sie ebenfalls mit Gerüchen.
Sie versteckten Fetzen, die getränkt mit einer Flüssigkeit
waren, die den Geruch von Antibiotika verbreitete. Diese Aktion
war hart an der Grenze der Legalität, da sie nicht wussten,
welche Wirkung das Einatmen des Produkts haben würde. So lassen
sie dem Publikum keine Möglichkeit unbeteiligter Zuschauer
zu sein, er ist Adressat und Objekt ihrer Kunst. Bei ihrer Eröffnung
in Wien werden sie auch ein Casting veranstalten. In welcher Form
ist uns bis dato nicht bekannt.
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