Milica Tomic (geb. 1960 in Belgrad) zeigt in der Galerie Charim
die audio-visuelle Rauminstallation xy - ungelöst, die Dia
und Soundinstallation I am Milica Tomic und die 42 teilige Fotoserie
Francuska 19 nach 10 Avijaticara 9, Belgrad, 13.5.1999, 17.30.
In den frühen 70ern lebte Milica Tomic einige Jahre in Deutschland.
Der Titel für ihre Arbeit xy - ungelöst stammt aus der
gleichnamigen TV Serie, die Milica Tomic in Erinnerung geblieben
ist. Milica Tomic selbst macht sich in der Videoarbeit zur Zeugin
eines rekonstruierten Verbrechens des serbischen Militärs im
Kosovo im Jahr 1989. Die Opfer wurden von verschiedenen Personen
aus der Kunstszene dargestellt. Während sieeinige einweihte
und ihnen den Inhalt ihrer Arbeit erklärte und ihnen somit
auch verdeutlichte, daß sie sich mit ermordeten Albanern zu
identifizieren hatten, stellte sie für andere einzig die Abbildung
ihrer Person in einem Kunstwerk in den Mittelpunkt.
Die Videoinstallation wurde erstmals im April 1997 in der Gruppenausstellung
Murder 1 in Belgrad gezeigt. Damit brach Milica Tomic
mit der Vorstellung, Kunst müsse autonom sein und sich aktuellen
sozialen sowie politischen Kontexten entziehen und konfrontierte
die Belgrader Kunstszene mit den Menschenrechtsverletzungen gegenüber
Kosovoalbanern, die bereits seit Jahren toleriert und tabuisiert
wurden. Die Arbeit wurde von der lokalen Kunstszene weder thematisiert,
noch interpretiert.
Die in der Galerie gezeigte Dia und Toninstallation I am Milica
Tomic (1998/2000) wurde 1998 als Video-Arbeit konzipiert und wird
in Wien als solche im project space der KUNSTHALLE zu sehen sein.
(Links zu Webversionen der Arbeit werden sie in den nächsten
Tagen auf der Homepage der Galerie finden www.Charim.at.)
Tomic beschäftigt sich mit ihrer nationalen und ethnischen
Identität. Diese politisch und kollektiv verordnete Identität
kann sie nur als eine problematische und gespaltene begreifen. Sie
widersetzt sich der Forderung, ein Teil eines gesunden Volkskörpers
zu sein und entscheidet sich dafür, öffentlich von der
Position der Verletzten zu sprechen, um damit ein Trauma offen zu
legen, das dieser Identitätskonstruktion zu Grunde liegt. In
einer paradoxen Rhetorik leugnet sie offensichtlich ihre Identität,
indem sie dem Satz: I am Milica Tomic - I am Serbian
die Behauptung folgen lasst I am Milica Tomic - I am Korean
oder ....- I am Norwegian u.s.w.. Tomic zitiert dazu
Etienne Balibar: Jede Gemeinschaft ist imaginär, aber
nur imaginäre Gemeinschaften sind real.Wir möchten
darauf hinweisen, daß ebenfalls am 6. April, allerdings um
19.00 Uhr zwei weitere Installationen der Künstlerin im project
space der KUNSTHALLE wien eröffnet werden.
Die Video,- Dia und Soundinstallation Portrait meiner Mutter und
die bereits erwähnte Videoinstallation Ich bin Milica Tomic
werden vom 7. bis 16. April 2000 in der KUNSTHALLE wien project
space (U-Bahn Station U2/U3 Volkstheater / Aufgang Museumsquartier,
Burggasse, 1070 Wien, täglich von 10-18.00) gezeigt.
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