Das Begriffspaar öffentlich / privat bezeichnet
gegenwärtig ein Feld der Auseinandersetzung, in dem es zunehmend
um die Definition von Grenzen geht, die den Bereich des Privaten
vom neugierigen Zugriff durch Mitmenschen und staatlichen Ordnungsmächten
trennen sollen. Das öffentlich legitimierte Interesse an Belangen
der StaatsbürgerInnen und die damit verbundenen Konflikte machen
deshalb die Frage nach den Möglichkeiten einer tatsächlichen
Sphäre von Privatheit um so dringlicher.
Die Kunst scheint nun einer jener Bereiche zu sein, in denen die
privaten und persönlichsten Erfahrungen genau jenes
Kapital darstellen, das durch ihre künstlerische Bearbeitung
und Veröffentlichung für die Gesellschaft produktiv gemacht
werden soll. Der Blick auf die Erkenntnisse, die uns durch die Arbeiten
der Künstlerinnen und Künstler vermittelt werden, ist
jedoch äusserst ernüchternd. Wir müssen erkennen,
dass selbst in jene Rückzugsräume, die wir als privat
erfahren, gesellschaftliches Gestalten hineinwirkt und die begriffliche
Opposition von öffentlich / privat eine Konstruktion ist. Vor
diesem Hintergrund werden auch künstlerischen Strategien der
aggressiven Selbstentblössung, die Verklärung des banalen
Alltags und das ironische Spiel mit den Identitätsangeboten
einer auf Jugendlichkeit, Schönheit und Erfolg getrimmten Gesellschaft
verständlich. Doch selbst diese trotzigen Gegenbilder sind
an die Fiktion gebunden, die ein offizielles und intimes Leben voneinander
abgrenzt.
Die Austellung ...privat! unternimmt den Versuch, einige
Gesten zu identifizieren, mit denen Privatheit behauptet wird um
jene Dimension existentieller Erfahrungen zu verdeutlichen, die
auch im Verhältnis zu sich selbst als privat erfahren
werden. Die Künstlerinnen und Künstler stehen diesen Erfahrungen
oftmals selbst ungeschützt gegenüber. Das Risiko und die
künstlerisch erarbeiteten Ergebnisse dieses Selbst-Verhältnisses
bilden die Schwerpunkte der Ausstellung, in der Werke folgender
Künstlerinnen und Künstler gezeigt werden:
Brigitte Boll, Kendell Geers, Sabine Jelinek, Friedl Kubelka, Tracey
Moffatt, Milica Tomic, L.A. Raeven, Ingrid Wiener.Im Rahmen dieser
Vorinformation zur nächsten Ausstellung möchte ich auch
die Gelegenheit ergreifen, die Zusammenarbeit mit Kurt Kladler anzukündigen.
Er hat in den letzten Jahren als Geschäftsführer der Galerie
Bob van Orsouw, sowie als Kunstjournalist in der Schweiz gearbeitet
und verstärkt nun unser Team.
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