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Glynnis Reed

Paper Thin Boundaries

GALERIE ARCADE
 29.05. - 25.06.2011

 

Vernissage am Samstag, 28. Mai, um 18:00 Uhr
Zur Ausstellung spricht: Karin Pernegger


 

Glynnis Reed ist eine junge, in Los Angeles lebende, Künstlerin, die von Anfang April bis Mitte Juni 2011 als Gastkünstlerin von AIR Krems im Atelier in Krems lebt und arbeitet. 2009 war sie von der Djerassi Fondation als AIR Künstlerin eingeladen. Nach Inga Dorosz 2010 ist Glynnis Reed die zweite Künstlerin, die im Zuge eines bilateralen Künstleraustauschs zwischen dem Djerassi Resident Artists Program und dem NÖ Artist-in-Residence-Programm nach Krems eingeladen wurde und deren Arbeit nach Abschluss des Aufenthaltes im kunstraumarcade präsentiert wird.
Glynnis Reeds Themen, ihrer erweiterten Fotoarbeiten, kreisen um Urbanität und Natur – der Intervention und Position des Menschen in diesem Spannungsfeld.

Die Ausstellung „Paper Thin Boundaries“ im kunstraumarcade Mödling der afro-amerikanischen Künstlerin und AIR-Stipendiatin Glynnis Reed (geb.1976) ist keine narrative Aufarbeitung persönlicher Erfahrungen oder gar ein politischer Appell, sondern spricht von den Grenzen unserer identitätsstiftenden Gegenwart. Die mehrteiligen Fotomontagen setzten bewusst an der bildgebundenen Definition von weiblicher Identität zwischen Natur und Kultur an. Der bekleideten Frauenkörper steht zentriert, aber isoliert, in der Landschaft, die von Graffitis überlagert in eine grafische Fläche übersetzt wird. Reed untersucht in der Aufladung der Gegensätze die Sozialisierung des Individuums anhand der Konditionierung des Geschlechts (sex) und der Geschlechteridentität (gender), indem sie das weibliche Subjekt – in der Funktion als Bewahrerin und Beschützerin „unserer Kultur“ – bewusst in eine rurale und nicht domestizierte Umgebung verortet. Am Schnittpunkt ethnischer, sexueller und gesellschaftlicher Repräsentation des Körpers wählt Reed die Szenerie der Natur, um die Überschneidungen der Kategorien sozialer Ungleichheit, wie etwa Rasse, Ethnizität, Hautfarbe, Klasse, Alter und anderen Elemente in ihren Begrifflichkeiten auszuloten. Die Künstlerin verwendet den eigenen Körper exemplarisch, um im Blickregime des Anderen die Fremdbestimmung der eignen Identität festzustellen. Damit referiert der Ausstellungstitel nicht nur auf die Fragilität des Fotopapiers oder des Materials der Collage, sondern thematisiert die Diversität unserer Kultur und hinterfragt die postkoloniale und feministische Gegenwart in unserer Gesellschaft. Umso mehr behält das eingangs verwendete Zitat von Simone de Beauvoir in den Arbeiten von Glynnis Reed seine Gültigkeit, da eine Zuschreibung weiblicher Identität als autonomes und selbstbestimmtes Subjekt bis heute noch in Frage gestellt bleibt.
Karin Pernegger, Kunsthalle Krems